Siemens baut im Denkmalgarten

Das denkmalgeschützte Magnus-Haus Am Kupfergraben 7. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Der Technologiekonzern Siemens darf im Garten des denkmalgeschützten Magnus-Hauses Am Kupfergraben 7 einen mehrgeschossigen Neubau als Firmenrepräsentanz errichten. Denkmalschützer sind dagegen.

Linke-Chef Klaus Lederer nennt die Genehmigung durch das Bauamt in Mitte für den Neubau „Magnus-Haus-Skandal“ und fordert eine „rückhaltlose Aufklärung und Offenlegung der dubiosen Vorgänge um einen positiven Bauvorbescheid“. „Politiker des Bezirksamtes Mitte und des Senats hätten „massiv in das baurechtliche Genehmigungsverfahren eingegriffen und die fachlich qualifizierten Mitarbeiter ultimativ disziplinarisch angewiesen, entgegen ihrer fachlichen und rechtlichen Bewertungen ihre ablehnenden Entscheidungen im Genehmigungsverfahren in positive Stellungnahmen abzuändern“, so Lederer. Die Experten im Landesdenkmalrat hatten den Neubau abgelehnt, weil „jegliche Überbauung des Gartens das Denkmal schwer beeinträchtigt und zudem die Liegenschaft innerhalb der Pufferzone des Weltkulturerbes Museumsinsel Berlin liegt.“ Das Magnus-Haus sei mit seinem Garten „das letzte Beispiel eines barocken bürgerlichen Stadtpalais in Berlin-Mitte und mit seinem Garten ein historisches Zeugnis von höchster Bedeutung.“

Wie Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) bestätigt, wurden „die grundsätzlichen Bedenken der unteren Denkmalschutzbehörde weggewogen, um in Abstimmung mit der Senatsverwaltung eine vertretbare bauliche Erweiterung für die Firmenrepräsentanz zu erlauben, ohne die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) von diesem Ort verdrängen zu müssen“. Die DPG ist Mieter in dem Gebäude und betreibt hier eine wissenschaftliche Begegnungsstätte. Siemens gehört zwar das Magnus-Haus seit 2001, die DPG hat aber vom Senat nach der Wende einen langfristigen Nutzungsvertrag bekommen. Das Palais wurde 1993/1994 auch mit einer Spende der Siemens AG saniert und zu einem wissenschaftlichen Begegnungszentrum ausgebaut.

In dem Haus gründete und leitete der Technologieprofessor Gustav Magnus von 1840 bis 1870 das erste Physikalische Institut Deutschlands. Wie Spallek betont, „hat das Magnus-Haus für die Siemens AG eine besondere Bedeutung: Ab 1843 fand hier im wöchentlichem Abstand das Physikalische Colloquium statt. Jeweils zehn besonders interessierte Studenten trafen sich regelmäßig in Haus und Garten mit Wissenschaftlern, Künstlern, Politikern und Jungunternehmern.
Hier begegneten sich auch Werner Siemens und Johann Georg Halske, die 1847 die Firma Siemens & Halske gründeten. Das Magnus-Haus ist also die Gründungsstätte der Firma Siemens“, so Spallek.

Das Bauamt hat die Bauvoranfrage für den Neubau im Garten, der knapp drei Meter höher sein soll als das Magnus-Haus, positiv beschieden, eine Tiefgarage jedoch abgelehnt. Dagegen hat Siemens Widerspruch eingelegt. Das Verfahren liegt bei der Senatsbauverwaltung. Sprecherin Petra Rohland wollte sich nicht äußern und verwies auf den Bezirk als Ansprechpartner. Das Thema beschäftigt jetzt auch die Bezirksverordnetenversammlung.
Sven Diedrich von den Linken will in einer Großen Anfrage auf der BVV am 18. Juni Details zu den ablehnenden Stellungnahmen der Fachämter wissen. Spallek muss dann erklären, warum er sich „mit dem Mittel der Dienstanweisung über die fachlichen und rechtlichen Feststellungen der zuständigen Verwaltungsmitarbeiter hinweggesetzt und willkürlich baurechtliche Genehmigungen herbeigeführt hat“, heißt es in der Anfrage. Klaus Lederer lässt mitteilen, „dass sich Berlin das nicht gefallen lassen wird.“

DJ

Das denkmalgeschützte Magnus-Haus Am Kupfergraben 7. | Foto: Dirk Jericho
Im Garten des Mahnus-hauses will Siemens einen Neubau als Konzernrepräsentanz errichten. | Foto: Dirk Jericho
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Dirk Jericho aus Mitte

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