Mitte. Das heftig umstrittene Menschen Museum mit plastinierten Leichen eröffnet doch wie geplant am 18. Februar. Das Bezirksamt ist erneut vor Gericht gescheitert.
Im Streit zwischen Mittes Bürgermeister Christian Hanke (SPD) und den Initiatoren der Leichenschau steht es zwei zu null für den Plastinator Gunther von Hagens. Das Verwaltungsgericht hat am 10. Februar dem Widerspruch der Museumsmacher stattgegeben und im Eilverfahren entschieden, dass das Museum eröffnen darf. Die Bezirksjuristen wollten Ende Januar per Untersagungsverfügung die Ausstellung stoppen und hatten 10.000 Euro Strafgeld pro Öffnungstag angedroht. Dagegen hatte Kuratorin Angelina Whalley Widerspruch eingelegt und Rechtsschutz beantragt.
Bürgermeister Christian Hanke war bereits im Dezember mit dem Verbot vor Gericht gescheitert. Für das Bezirksamt verstößt die Dauerausstellung mit 20 plastinierten Ganzkörperpräparaten und rund 200 Einzelstücken konservierter Organe im Sockelbau des Fernsehturms gegen das Bestattungsgesetz, nachdem Verstorbene bestattet werden müssen. Die Richter urteilten jedoch, dass die Plastinate keine Leichen im Sinne des Bestattungsgesetzes seien, weshalb das Menschen Museum keine Ausnahmegenehmigung des Bezirksamtes benötige.
Der Streit um die umstrittene Schau ist mit der erneuten Schlappe vor Gericht jedoch noch nicht beendet. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung hatte das Verwaltungsgericht im Dezember Berufung an das Oberverwaltungsgericht zugelassen. Das Revisionsverfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Kirchenvertreter sehen wie Christian Hanke mit dem Museum die Menschenwürde verletzt. "Plastinate bleiben tote Menschen. Und Tote sind keine Ausstellungsstücke", sagte Pfarrerin Cordula Machoni von der St. Marienkirche.
Unterstützung bekommt Leichenplastinator Gunther von Hagens indes jetzt von der Deutschen Polizeigewerkschaft. Landesvorsitzender Bodo Pfalzgraf befürwortet die Ausstellung, weil sie für Polizeischüler "einmalige Einblicke in den menschlichen Körper bietet, die auch der kriminalistischen Ausbildung dienen können". Jeder Polizeischüler solle diese Ausstellung während der Ausbildung besuchen. Mit dem Wissen um "die genaue Organlage und die Muskeln können die angehenden Beamten Verletzungsmuster besser nachvollziehen", so Pfalzgraf. Dieses Wissen werde für den Polizeidienst gebraucht.
Dirk Jericho / DJ
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