Geschichte unter unseren Füßen
Umfangreiche Ausgrabungen in Biesdorf-Süd begannen vor 20 Jahren

Auch die zusammengesetzten Fragmente eines Tongefäßes aus der römischen Kaiserzeit und ein Tongefäß aus der vorrömischen Eisenzeit, gefunden in Biesdorf-Süd, sind im Bezirksmuseum ausgestellt.  | Foto: hari
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  • Auch die zusammengesetzten Fragmente eines Tongefäßes aus der römischen Kaiserzeit und ein Tongefäß aus der vorrömischen Eisenzeit, gefunden in Biesdorf-Süd, sind im Bezirksmuseum ausgestellt.
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von Harald Ritter
Wenn heute von der Grünen Aue oder Habichtshorst die Rede ist, fallen einem vor allem schmucke Einfamilienhäuser ein. Doch bevor diese gebaut wurden, war das ehemalige Entwicklungsgebiet Biesdorf-Süd eine der größten Ausgrabungsstellen Berlins.
Beides hängt freilich miteinander zusammen. Bei Bauarbeiten waren im Juli 1998 die Reste einer germanischen Siedlung gefunden worden. Daraufhin ordnete im Oktober desselben Jahresdas Landesdenkmalamt den Beginn von Grabungen an.
Die Ausgrabungen sollten rund zehn Jahre dauern, während das neue Siedlungsgebiet Stück für Stück entstand. Sie förderten in Gestalt von rund 10000 Fundstücken wichtige neue Erkenntnisse zu seiner Besiedlungsgeschichte zu Tage.
Eine der herausragenden Erkenntnisse war, dass das Gebiet nahe der Wuhle südlich der B1/B5 bereits seit der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit regelmäßig bewohnt war. Die Grundlage bildete hierfür das Schwemmland entlang der Wuhle südlich der Biesdorfer Höhe. Es war vergleichsweise leicht zu bearbeiten und fruchtbar.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis waren die Funde von Resten slawischer Siedlungen aus dem frühen Mittelalter. Diese ließen sich auf das achte Jahrhundert datieren und gaben neue Aufschlüsse darüber, wann genau slawische Stämme auf die zuvor von Germanen verlassenen Gebiete vordrangen.
Die Art der Fundstücke war außerordentlich vielfältig. Besonders auffällig war die Vielzahl von Brunnenanlagen, auf die die Archäologen stießen. Darüber hinaus fanden sich Scherben von Tongefäßen, Schmuckgegenständen und Werkzeugen aller Art. Alle diese Fundstücke gingen über das Landesdenkmalamt an des Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte.
Einige wenige davon sind als Leihgaben im Bezirksmuseum zu sehen. Sie bilden den Anfang der Dauerausstellung zur Bezirksgeschichte in Haus II, Alt-Marzahn 55. Sogar eine nachgestaltete Ausgrabungsstelle von Biesdorf-Süd kann betrachtet werden. 
Die Ausgrabungen in Biesdorf-Süd sind offiziell beendet, aber noch nicht vollständig abgeschlossen. Bis hinein nach Kaulsdorf werden noch weitere Funde erwartet. Wo Bauarbeiten beginnen, hält auch das Landesdenkmalamt sein waches Auge darauf. Ein aktuelles Beispiel sind die Ausgrabungen auf dem ehemaligen Gut Biesdorf, auf dem die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH gegenwärtig ein großes Wohnungsbauprojekt umsetzt. Hier ergaben sich im vergangenen Jahr gleichfalls Funde unter anderem aus der jüngeren Bronzezeit, der sogenannten Lausitzer Kultur.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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