Verfolgt von Hitler und Stalin
Drei Stolpersteine erinnern an die Familie der Politikerin und Publizistin Ruth Fischer

An Ruth Fischer, ihren Sohn Friedrich Gerhart Friedländer und ihren Partner Arkadi Maslow erinnern drei neue Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig hat sie am 18. Februar ins das Pflaster vor der Andreasberger Straße 9 eingelassen.

Ruth Fischer (1895-1961) ist auch heute noch etlichen bekannt. Ihre Eltern waren der österreichische Philosoph Rudolf Eisler und die Leipziger Fleischerstochter Ida Maria Fischer, die ein Jahr nach Ruths Geburt heirateten. Jüngere Geschwister waren der Komponist Hanns Eisler und der Journalist Gerhart Eisler. Als Ruth sechs Jahre alt war, zog die Familie von Leipzig nach Wien. Schon als Gymnasiastin betätigte sie sich politisch. Sie studierte ab 1914 Philosophie, Nationalökonomie, Pädagogik, Psychologie und Politik und rief eine linke Studentengruppe ins Leben. Mit 20 Jahren heiratete sie den Journalisten Paul Friedländer. Ruth Fischer gehörte 1918 zu den Gründungsmitgliedern der Kommunistischen Partei Österreichs und zog ein Jahr später nach Berlin.

Dort wurde sie schnell zu einer führenden Figur der Kommunistischen Partei Deutschlands. Sie ließ sich scheiden und fand in Arkadi Maslow einen neuen politischen und persönlichen Gefährten. Doch bald geriet die Gruppe Maslow-Fischer wegen „ultralinker Abweichungen“ in die Kritik der Moskauer Parteiführung. Ruth Fischer traf 1925 in Moskau mit Stalin zusammen und wurde in den folgenden zehn Monaten im Hotel Lux festgehalten. Gleichzeitig saß Maslow wegen Hochverrats in Berliner Untersuchungshaft.

Flucht über Paris nach New York

Zurückgekehrt nach Berlin, wurde Ruth Fischer ebenso wie Arkadi Maslow aus der Partei ausgeschlossen. Danach lebte sie unter anderem in der Andreasberger Straße 9 und verdiente ihr Geld als Sozialarbeiterin in Prenzlauer Berg. Am 9. März 1933 flüchtete sie vor der nationalsozialistischen und stalinistischen Verfolgung nach Paris und später nach New York. Nach dem Krieg erhielt sie einen Forschungsauftrag an der Universität Cambridge und verfasste ihr Buch „Stalin and German Communism.“ Nach 1955 lebte sie als politische Publizistin in Paris.

Gefeierter Konzertpianist

Arkadi Maslow (1891-1941) wurde als Isaak Jefimowitsch Tschemerinski in der Ukraine geboren und wuchs in Deutschland auf. Als Jugendlicher war er Konzertpianist und bereiste die Welt, bevor er ein Studium der Naturwissenschaften begann. Beim Eintritt in die Kommunistische Partei nahm er das Pseudonym Maslow an. Wegen seiner sowjetischen Staatsangehörigkeit konnte er nicht mit Fischer nach New York ausreisen. Er gelangte nach Kuba. Kurz nachdem seine Lebensgefährtin ein US-Visum für ihn organisiert hatte, wurde er in Havanna tot aufgefunden. Vermutlich wurde er vom sowjetischen Geheimdienst ermordet.

Friedrich Gerhart Friedländer (1917-2001) ist Ruth Fischers einziges Kind. Er wuchs bei seinen Großeltern in Wien auf, bevor er 1929 zu Fischer und Maslow nach Berlin zog. Am 9. März 1933 wurde er von der SA verhaftet und mehrere Tage in einem improvisierten Konzentrationslager in der Friedrichstraße 234 eingesperrt und verhört. Nach einigen Wochen konnte er nach Wien fliehen. Er studierte in England, wurde Mathematikprofessor und hatte vier Kinder.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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