Stolperstein verlegt
Frida Winckelmann engagierte sich als Pädagogin und Politikerin im Widerstand

Frida Winckelmann nach ihrer Entlassung aus dem Frauen-KZ Mohringen.  | Foto:  Privatbesitz Karin Kuckuk
  • Frida Winckelmann nach ihrer Entlassung aus dem Frauen-KZ Mohringen.
  • Foto: Privatbesitz Karin Kuckuk
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ hat eine neue Stolpersteinverlegung veranlasst. Am Mittwoch wurde in der Krugpfuhlsiedlung vor dem Haus Malchiner Straße 47 ein Stolperstein für die Pädagogin und Politikerin Frida Winckelmann eingelassen.

Winckelmann (1873-1943) entstammte einer bürgerlichen Familie. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Lehrerin, arbeitete an höheren Mädchenschulen in Berlin und Charlottenburg. Sie trat in die SPD ein, da das schulpolitische Programm der Partei ihren reformpädagogischen Vorstellungen sehr nahekam. Ab 1912 leitete sie ein Landerziehungsheim im Internatsbetrieb in ihrem Haus in Birkenwerder für sozial benachteiligte Kinder. Während des Ersten Weltkrieges beherbergte sie Kinder von Sozialdemokraten, die wegen ihrer Kriegsgegnerschaft verfolgt wurden. Dazu gehörten unter anderem Eleonore Rosenthal, Lotte Kornfeld und Karl Liebknechts Kinder Wilhelm, Robert und Vera.

Gegen Ende des Krieges brach Winckelmann mit der SPD, trat dem Spartakusbund bei und engagierte sich in der Nachkriegszeit in der Bildungsarbeit der Betriebsrätebewegung. Ab 1927 saß sie für die KPD im Thüringer Landtag. 1929 wurde sie nach politischen Richtungskämpfen in der Partei von der KPD ausgeschlossen. Winckelmann kehrte 1930 nach Birkenwerder zurück und übernahm wieder die Leitung ihrer Internatsschule. Gleichzeitig gründete sie in der Kleinstadt ein parteiübergreifendes Einheitskomitee gegen den Faschismus und trat der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAPD) bei. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten initiierte sie gemeinsam mit anderen Antifaschisten eine Widerstandsgruppe.

Im September 1933 wurde Winckelmann von der Gestapo verhaftet und kam wegen „kommunistischer Hetze“ als Schutzhäftling ins Frauenkonzentrationslager Mohringen. Dort gab sie als Pädagogin ihren Mithäftlingen abends Unterricht. Nach der Entlassung im April 1934 wurde ihr die Rückkehr nach Birkenwerder verwehrt; sie kam bei politischen Freunden in Britz unter. Zuletzt wohnte sie in der Malchiner Straße 47, wo sie nach langer Krankheit 1943 verstarb.

Weitere Informationen zu Stolpersteinen, die an vom Nazi-Regime Verfolgte und Ermordete erinnern, gibt es über den E-Mail-Kontakt stolpersteine@museum-neukoelln.de, unter Tel. 627 27 77 21 sowie auf stolpersteine-berlin.de.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 67× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 874× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 553× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.050× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.938× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.