Immer häufiger gesperrt
Besonders Richtung City starker Verkehr im Britzer Tunnel – Zunahme Richtung Schönefeld erwartet
Wegen des hohen Verkehrsaufkommens musste der Autobahntunnel Britz im vergangenen Jahr 48 Mal gesperrt werden – fast doppelt so häufig wie 2018. Das geht aus den Zahlen hervor, die Ingmar Streese, Staatssekretär beim Verkehrssenator, auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Moritz vorgelegt hat.
Fast immer, nämlich 41 Mal, war der Tunnel in Richtung Norden, also stadteinwärts, dicht. „Mehrheitlich werktags zur Verkehrsspitze in den Morgenstunden“, so Streese. Noch wesentlich öfter musste kurzzeitig ein Fahrstreifen vor dem Tunnel und/oder die Zufahrten Buschkrugallee und Britzer Damm gesperrt werden, um den Verkehr zu kanalisieren und einen Stau im Tunnel zu vermeiden – Richtung Norden passierte das 836 Mal (2018: 686 Mal).
Sind Tunnel oder Zufahrten nicht passierbar, müssen die Autofahrer die ausgewiesene Umleitungsstrecke nutzen. Sie führt über die Anschlussstelle Gradestraße, Gradestraße, Blaschkoallee und Späthstraße bis zur dortigen Anschlussstelle. Streese räumt ein, dass der Verkehr über diese Umleitung in den Spitzenzeiten nicht aufgefangen werden könne. Die Folge: Auch umliegende Straßen werden genutzt, Schleichwege gesucht und gefunden, Staus sind an der Tagesordnung. Die Einrichtung einer neuen oder weiteren Umleitungsstrecke sei jedoch nicht geplant, so der Staatssekretär.
Autobahnen an der Kapazitätsgrenze
Das Fazit von Harald Moritz, der verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist: „Die Stadtautobahnen sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.“ Einen weiteren Ausbau der Autobahn hält er für kontraproduktiv, das führe zu noch mehr Verkehr – auch in den Wohngebieten. „Die Lösung liegt im Umstieg auf den Umweltverbund: Bahnen, Busse, Fahrrad und zu Fuß.“ Leider gehe es mit der Infrastruktur nicht so schnell voran wie gewünscht, dazu hätten schon vor Jahren die Weichen richtig gestellt werden müssen.
Entspannt sieht es momentan noch bei den A113-Tunneln Alt-Glienicke und Rudower Höhe aus. Seit 2012 musste keiner von beiden auch nur ein einziges Mal wegen zu viel Verkehr gesperrt werden. Das ändert sich mit Sicherheit, wenn der neue Flughafen eröffnet. Prognosen zufolge sollen dort bis 2030 rund 46 Millionen Passagiere im Jahr abgefertigt werden, viermal so viel wie heute. Der Löwenanteil von ihnen fährt von Berlin aus zum Airport – und zurück. Außerdem werden in der Region Schönefeld Zehntausende von Arbeitsplätzen hinzukommen, die Zahl der Pendler wird also gravierend zunehmen.
Umstieg auf ÖPNV dringend empfohlen
Harald Moritz sagt: „Auch den Fluggästen kann nur dringend geraten werden, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Dafür stehen Busse, zwei S-Bahnlinien und Regionalbahnen mit ausreichender Kapazität zur Verfügung.“ Mit Fertigstellung der Dresdner Bahn – voraussichtlich Ende 2025 – komme noch ein deutlich besseres Angebot dazu. Mit ihr soll der BER vom Stadtzentrum aus in 20 Minuten erreicht werden können.
Wie steht Moritz zur Verlängerung der U-Bahnlinie 7 zum Flughafen, wie ihn die Neuköllner Politiker seit Jahren vehement fordern? „Ein Wünsch-dir-was halte ich für die falsche Strategie“, sagt er. Die Ergebnisse der beiden Machbarkeitsstudien seien abzuwarten, dann folge eine Kosten-Nutzen-Untersuchung. Erst dann stehe eine Entscheidungsgrundlage zu Verfügung.
Komplex sei die Sache auch deshalb, weil mindestens die Hälfte der Strecke im Land Brandenburg liege, das im Falle eines U-Bahn-Baus sicher entsprechende Betriebszuschüsse zahlen müsse. „Von daher bin ich eher skeptisch, auch was zusätzliche Fahrgäste mit Koffern in der U7 betrifft“, so Moritz.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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