Geschichte des „Fläzsteins"
Wie ungehobelten Burschen Anstand gelehrt wurden

Teile des zerschnittenen „Fläzsteins“ sind in der Grünanlage neben dem Dorfteich zu sehen. | Foto: Foto: Schilp
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  • Teile des zerschnittenen „Fläzsteins“ sind in der Grünanlage neben dem Dorfteich zu sehen.
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Neben dem Buckower Dorfteich sind Reste eines ganz besonderen Naturdenkmals zu besichtigen: des „Fläzsteins“, einst Treffpunkt der Jugend, später Erinnerungsort an Kaiser Wilhelm I. Zunächst war er flach, später wurde er aufgerichtet.

Der Legende nach hatte ein wütender Riese in dunklen Vorzeiten den mehr als zwei Meter hohen Findling vom Müggelberg auf den Buckower Kirchturm schleudern wollen. Doch glücklicherweise verfehlte er sein Ziel um ein ganzes Stück. Jahrhundertelang lag der riesige Brocken am Dorfrand.

„Meinen Recherchen nach muss das im Bereich des heutigen Rufacher Weges, Breitunger Weges und der Marienfelder Chaussee gewesen sein“, sagt Hartmut Christians, Autor des Buches „Alt-Buckower Geschichte(n).“ Otto Ruden, Lehrer im Ruhestand, schrieb 1926 über den Fläzstein: „Sein flacher Rücken lud zur Rast ein. Zur Sommerzeit fanden sich gern die Dorfknaben zum gemeinsamen Spielen und Streifen durch Feld und Busch ein.“ Und zu späterer Stunde trafen sich hier Liebespaare zum geheimen Stelldichein.

Seinen Namen erhielt der Findling aufgrund eines alten Brauches. Häufig kamen nämlich fremde Burschen ins Dorf, um sich eine Zeit lang als Knechte bei den Buckower Bauern zu verdingen. Viele fielen durch ihren „Fläz“ auf, durch schlechtes, rohes Benehmen. Aber das duldeten die Alteingesessenen nicht.

Ruden berichtet: „Darum war es Sitte, die Zugezogenen eines Abends an den Fläzstein zu führen, auf den diese sich setzen mussten. Dann sagte ein Großknecht: ,Dies ist unser Fläzstein, hier werden wir euch den Fläz austreiben, den können wir in unserem Dorf nicht brauchen.’ Damit hoben vier Alte die Neulinge einem nach dem andern hoch und stauchten ihn einige mal kräftig mit dem Gesäß auf den Stein.“

1897 beschlossen die Buckower, den imposanten Stein dem ersten deutschen Kaiser zu widmen, der in dem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Im Winter, die Schneeverhältnisse waren gut, schleppten sie ihn auf Schlittenkufen zum Dorfeingang – immerhin über einen halben Kilometer weit. „Er stand ungefähr dort, wo sich heute die große Uhr befindet, zwischen der Kreuzung Alt-Buckow/Buckower Damm und Taxistand“, erklärt Autor Christians. Der Findling wurde mit einem riesigen Adler gekrönt. Auf einer Tafel stand zu lesen: „Kaiser Wilhelm I. 1797-1897. Der Kriegerverein und die Gemeinde Buckow.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal zerschnitten. „Ich denke, das war einfach der Zeitgeist, man wollte mit der Vergangenheit abschließen“, sagt Christians. Ein paar Brocken landeten am Dorfteich, also am entgegengesetzten Ende des Angers. Wenige Meter davon entfernt erinnert der Fläzsteinpfad an das Naturdenkmal. Er verbindet den Rufacher Weg mit Alt-Buckow und erhielt am 1. September 1968 seinen Namen. Fürs Kaiser-Denkmal wurde der Stein aufgerichtet.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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