Geheime Orte in der Paul-Hertz-Siedlung

Die Büste des Namensgebers der Siedlung Paul Hertz befindet sich an einem als Straßenplan gestalteten Mosaik. | Foto: Wecker
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  • Die Büste des Namensgebers der Siedlung Paul Hertz befindet sich an einem als Straßenplan gestalteten Mosaik.
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Charlottenburg-Nord. Am 25. November 1962 zogen 40 Familien in das erste fertiggestellte Haus der Paul-Hertz-Siedlung ein. Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag nimmt das 50-jährige Jubiläum zum Anlass, diesen Siedlungsbau zu würdigen.

Ein Großteil wie die Geburtstagsfeier, eine Wanderausstellung und eine Führung zu den "geheimen Orten" der Siedlung sind bereits Erinnerung. Im Frühjahr 2014 wird es noch eine Balkonblumenaktion sowie eine Überraschung für über 400 Mieter geben, die die Siedlung haben wachsen sehen und ein halbes Jahrhundert hier leben.

Trotz eisigen Windes interessierten sich zahlreiche Bewohner für die "geheimen Orte" in ihrer Siedlung und schlossen sich der Führung des Städtebauexperten Carsten Sauerbrei durch ihre Siedlung an. Es wurde ein gegenseitiges Geben und Nehmen, denn viel Anwohner, die noch in der "Bunkerschule" auf der "Speerplatte" unterrichtet worden waren, konnten eigene Geschichten beisteuern. Dazu gehören die heute zu Garagen umgebauten früheren Waschhäuser und dass in den Wohnungen noch heute die Gasanschlüsse für die Kühlschränke zu sehen sind. Es war die erste Siedlung, die mit Fernwärme und fließend Warmwasser ausgestattet wurde. Einiges - wie die gasbetriebenen Kühlschränke, die Müllschlucker und die Müllverbrennungsöfen - haben sich nicht bewährt. Die Waschhäuser wurden überflüssig, obwohl in den Bädern kein Platz für eine eigene Waschmaschine vorgesehen ist.

Die Paul-Hertz-Siedlung verfügt über eine ganze Reihe geheimer und auch unbekannter Orte. Einige von ihnen konnten schon allein wegen des Zeitrahmens der Führung nicht besichtigt werden. Dazu gehört der Übungstunnel der Feuerwehr. Ursprünglich sollte die Paul-Hertz-Siedlung nicht nur durch die U-Bahnlinie 7 am Jakob-Kaiser-Platz, sondern auch durch die Linie 5, die vom Alexanderplatz zum Flughafen Tegel führen sollte, erschlossen werden. Bis zur Jungfernheide ist sie sogar noch in Planung, von den Bahnhöfen Heckerdamm und Flughafen Tegel ist keine Rede mehr. Überirdisch zeugt davon immer noch eine längs durch die Siedlung führende, von Wohnbauten freie Schneisen und unterirdisch ein Übungstunnel der Feuerwehr. In einem Abschnitt trainieren inzwischen Spezialkommandos aus aller Welt. Zu den einst geheimen Orten gehört auch die Hinrichtungsstätte Plötzensee am Hüttigpfad. Hier wurden zwischen 1933 und 1945 insgesamt 2891 Widerstandskämpfer ermordet. An 13 erinnern allein in der Paul-Hertz-Siedlung Straßennamen. Ihrem Gedenken widmen sich auch die beiden mit der Siedlung entstandenen Kirchen.

Beide zeichnen sich durch ihre moderne Gestaltung und Kunstwerke aus. In der Gedenkkirche "Maria Regina Martyrum" am Heckerdamm 23 ist es auf dem kalten, an einen Appellplatz erinnernden Hof das plastische Werk "Kreuzweg" von Otto Herbert Hajek. In der Krypta beeindruckt die Pieta in besonderer Weise. Neben der Kirche wurde das Kloster "Karmel Regina Martyrium Berlin" errichtet - ein "geheimer Ort", den die Teilnehmer der Exkursion besichtigen durften. Dieses Kloster ist eine Kontaktstelle zu den Familienangehörigen der Märtyrer geworden. Jedes Jahr am 20. Juli wird dort zu einer ökumenischen Vesper und zu einer Begegnung im Gästehaus eingeladen.

Im evangelischen Gemeindezentrum Plötzensee am Heckerdamm 226 befindet sich mit den 16 Bildtafeln des Plötzenseer Totentanzes von Alfred Hrdlicka einer der größten Kunstschätze des Bezirks. Dies ist vor allem dem energischen Einsatz des damaligen Pfarrers Bringfried Naumann zu verdanken. Beide Kirchen würdigen sowohl an den jährlich stattfinden "Plötzenseer Tagen" als auch monatlich bei den "Plötzenseer Abenden" die Widerstandskämpfer.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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