Weitere Generation Stadtteilmütter wird ausgebildet

Susan Ozuzu aus Nigeria hat ihre Kameruner Freundin Yvon Mbuokch Chie überzeugt, sich zur Stadtteilmutter ausbilden zu lassen. | Foto: Wecker
  • Susan Ozuzu aus Nigeria hat ihre Kameruner Freundin Yvon Mbuokch Chie überzeugt, sich zur Stadtteilmutter ausbilden zu lassen.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg-Nord. Im Oktober beginnt ein neuer Lehrgang für Stadtteilmütter. Dafür werden Interessentinnen gesucht, die Arbeitslosengeld empfangen, aus anderen Kulturen beziehungsweise Nationen stammen und in Charlottenburg-Nord ihre neue Heimat gefunden haben.

Interessierte Frauen können sich bei der Projektkoordinatorin Claudia Hesse-Kresinszky unter 771 09 72 melden.Die Stadtteilmütter haben sich als erfolgreiches Integrationsprojekt erwiesen. Als sich dieser Erfolg bei dem erstmals 2004 in Neukölln eingeführten Projekt herausstellte, hat auch die SPD von Charlottenburg-Wilmersdorf ein gleiches Projekt für den Bezirk angestrebt.

Seit 2009 sind in dem sozial schwierigen Gebiet von Charlottenburg-Nord 15 Stadtteilmütter unterwegs, um Eltern über Familien- und Erziehungsthemen zu informieren. Sie sind an ihren roten Schals sowie schwarzen Taschen mit der Aufschrift "Stadtteilmutter" zu erkennen.

Diese Frauen aus zugewanderten Familien helfen zumeist ihren Landsleuten, den Weg durch den Ämterdschungel zu finden und sich in der Vielfalt von Hilfsangeboten zu orientieren. Darauf werden die Frauen in einem sechsmonatigen Lehrgang vorbereitet, der nun erneut Anfang Oktober beginnt. Inzwischen arbeitet die dritte Generation der Charlottenburger Stadtteilmütter. Aber immer noch wirken Stadtteilmütter aus der ersten Generation weiter mit. Die Beziehungen zu den betreuten Familien haben sich gefestigt. Die Frauen kennen einander und wissen das Gelernte auch weiterhin ohne offiziellen Projektauftrag zu nutzen.

"Einmal Stadtteilmutter - immer Stadtteilmutter", sagt Songul Pekdemir, die zur ersten Charlottenburger Generation der Stadtteilmütter gehört. Sie behält nicht nur den Schal und die Tasche, sondern auch die Kontakte zu den Familien, die sie während ihrer Tätigkeit als Stadtteilmutter aufgenommen hat. Von dem Lehrgang hat sie auch selbst profitiert. Als sie ihre Kinder umschulen wollte, ist sie selbst zum Direktor marschiert und hat dies veranlasst. Für eine deutsche Mutter mag das eine Selbstverständlichkeit sein, aber für die türkischstämmige Frau war das ein kühner Schritt: "Ich hätte es vorher nie gewagt, so auf die Obrigkeit zuzugehen." Selbstbewusstsein hat auch die Iranerin Shirin Khatounabad den Frauen vermitteln können. Bei den Familien aus ihrer Heimat gilt der Spruch "Du gehst in Weiß in das Haus deines Mannes und nur in Weiß verlässt du es auch wieder." Sie unterrichtete die Frauen aber, dass sie in Berlin den Schlägen ihrer Männer nicht hilflos ausgesetzt sind. Es gibt viele Einrichtungen, wo sie sich der Gewalt entziehen können, sodass sie nicht hilflos Qualen im Lebenszyklus zwischen weißem Brautkleid und weißem Leichentuch ertragen müssen.

Songul Pekdemir ist voller Elan. Sie wird nun im Alter von über 40 Jahren das Abitur im Abendstudium erlangen. "Welch einen Reichtum an sozialer wie sprachlicher Kompetenz und Temperament gewinnen wir mit diesen Frauen", meint Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU). Manche Frauen beherrschen drei Sprachen perfekt. So spricht Yvon Mbuokch Chie Englisch, Französisch und Deutsch. Sie ist vor drei Jahren aus Kamerun gekommen und will für ihre drei Kinder die beste Ausbildung, weshalb sie die Schulthemen besonders interessieren. Nun ist sie mit ihren Kolleginnen aus Syrien, Ekuador und Russland schon ein halbes Jahr in Charlottenburg-Nord unterwegs, um mit ihrem Wissen anderen Familien helfen zu können.

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 201× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 179× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 38× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 242× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 610× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.