Steglitz-Zehlendorf will an Clara Immerwahr erinnern
Bezirksverordnetenversammlung fordert Gedenkstele für Chemikerin und Frauenrechtlerin

Nichts erinnert daran, dass sich Clara Immerwahr in der Direktorenvilla das Leben nahm.  | Foto: K. Rabe
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  • Nichts erinnert daran, dass sich Clara Immerwahr in der Direktorenvilla das Leben nahm.
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In der Haber-Villa in der Hittdorfstraße spielte sich einst ein Drama der Wissenschafts- und Kriegsgeschichte, der Geschichte um Frauenemanzipation und Friedensgeschichte ab. Von außen weist nichts darauf hin. Das soll sich ändern. Die Bezirksverordnetenversammlung hat das Bezirksamt in einem Beschluss aufgefordert, am Eingang zum Garten der Villa eine Gedenkstele für Clara Immerwahr zu errichten.

Clara Immerwahr war die Ehefrau von Fritz Haber, Nobelpreisträger und Direktor des damaligen Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physikalische und Elektro-Chemie. Clara Immerwahr war aber auch selbst eine bedeutende Chemikerin. Zudem setzte sie sich für Menschenrechte ein. Sie war Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin. Die beiden Wissenschaftler waren auf sehr unterschiedliche Weise aktiv: Fritz Haber entwickelte Düngemittel und Kampfstoffe für Munition. Er meldete sich 1914 freiwillig zum Militärdienst, um seine Giftgasforschung für den Einsatz im Krieg fortsetzen zu können. Im April 1915 wurde das Senfgas „Sarin“ erstmals in Flandern eingesetzt. Bei diesem Einsatz starben sofort 1500 Soldaten. Clara Immerwahr war eine entschiedene Gegnerin dieser Forschung. Sie bezeichnete sie öffentlich als „Perversität der Wissenschaft“.

Clara Immerwahr wurde 1870 in Polkendorf geboren. Sie war eine der ersten deutschen Frauen, die nach langem erbitterten Ringen 1900 den Doktortitel in Chemie mit Magna Cum Laude erhielt. Gesellschaftliche Konventionen machten aber nach Heirat und Geburt des Sohnes Hermann eine wissenschaftliche Arbeit an Universitäten unmöglich. Aus diesen Erfahrungen heraus kämpfte sie für die Rechte der Frauen und war darüber hinaus eine unermüdliche Friedensaktivistin. Sie setzte sich vor und während des Ersten Weltkrieges in aller Öffentlichkeit für Gewaltlosigkeit und Frieden ein.

Unmittelbar nach dem das Giftgases Sarin in Flandern eingesetzt wurde, gab es einen Festempfang in der Dienstvilla des Direktors Haber, der aufgrund des „erfolgreichen Einsatzes“ zum Hauptmann befördert wurde. Clara Immerwahr sah sich als Verächterin von Krieg und Gewalt in einer Zwangslage. Es kam zu einem heftigen Streit zwischen den Eheleuten. Am folgenden Morgen erschoss sie sich mit der Dienstpistole ihres Ehemannes im Garten der Villa.

An dem Ort des Selbstmordes steht im Garten der Dienstvilla, die heute zum Fritz-Haber-Institut der FU Berlin gehört, ein Gedenkstein – gerade einmal 60 Zentimeter hoch. Die wenigen Schriftzüge darauf sind kaum lesbar. Das Grundstück ist für Privatpersonen gesperrt.

Mit der Errichtung einer Erinnerungsstele am Eingang des Gartens oder auch an einem anderen geeigneten Ort im Bezirk soll die Friedensaktivistin, Menschenrechtlerin, Frauenrechtlerin und Pionierin der Wissenschaft, Clara Immerwahr, geehrt werden.

Nichts erinnert daran, dass sich Clara Immerwahr in der Direktorenvilla das Leben nahm.  | Foto: K. Rabe
Nur noch ein unscheinbarer Gedenkstein im Garten der Haber-Villa erinnert an die Friedensaktivistin.  | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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