BuchholzerInnen fahren zum Obst-Keltern nach Fredersdorf zu Petra Wilke
Kelterei gesucht!

KELTEREI WILKE, Fredersdorf: Petra Wilke in ihrem "Saftladen". | Foto: Anne Schäfer-Junker
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Seit drei Jahren lasse ich im Herbst meine 50 kg Quitten in Fredersdorf „versaften“. Die Fredersdorfer „Derbheit“ scheint der Buchholzer sprichwörtlichen märkischen Derbheit zu ähneln, wie sie in dem alten Slogan „Märkische Derbheit, französischer Flair“ für Buchholz verbrieft ist.

Dank der Flexibilität im Familienbetrieb von Petra Wilke werden nun auch noch etliche „Buchholzer Versaftungen“ gestemmt. Petra Wilke könnte eine echte Berlinerin sein, mit dem entsprechend herzlichen Humor und klaren Ansagen. Die Fahrt lohnt sich also allemal in doppelter Hinsicht, das Herz sitzt am richtigen Fleck. Selbstgelieferte Früchte und Gemüse sind „Lohnware“, ich bekomme meine Säfte unter Berücksichtigung meines Anteiles! Wirtschaftliches Denken also nicht ausgeschlossen und ein besonderes Plus an Nachhaltigkeit: die Saftflaschen sind echte „Wilke“-Pfand-Flaschen und werden wieder in den Kreislauf „eingespeist“. Besser geht es nicht, das haben auch schon einige Einkaufsmärkte in Berlin entdeckt, die Säfte aus diesem genussorientierten „Saftladen“ der Kelterei Wilke anbieten.

Neben den Kunden-Obst-Säften werden zudem durch gute Kontakte in andere Obst- und Gemüseanbaugebiete über die brandenburgischen Landesgrenzen hinaus einige regionale Spezialitäten angeboten. Zum Beispiel die schnell ausverkaufte Spreewaldgurke, eingelegt mit Knoblauch. Ein Genuss, auch wenn ich nur die letzten zwei Gläser erwische. Oder "Holunderwein"! Noch nie getrunken?

Und so bleibt es auch bei mir nicht bei den vielen Flaschen Saft für den Wintervorrat aus Wilkes Kelterei. Zur vitaminreichen Ernährung, gerade in Corona-Zeiten, gehört viel Trinken. Der Verzehr von regionalen und selbst geernteten „Vitaminen“ in flüssiger Form macht zudem auch noch Spaß mit den schmackhaften Säften.

Französisch Buchholz im Norden Berlins hat seit mehreren Jahren die, oft den guten Ruf von Französisch Buchholz’ bestimmende Kelterei Breitbarth und Laue verloren. Für mehr als 20 Kleingartenanlagen und zahlreiche Hobby-Gärtner war die Buchholzer Kelterei der wichtigste Anlaufpunkt zur Obst- und Gemüseverwertung, besonders in der Erntezeit. „Einige Kleingärtner sind traurig über den Verlust der hiesigen Kelterei, die in den Kreislauf der Obstverwertung auch besonders unter unseren Kleingärtnern gehörte. Um Obst aus den zahlreichen Gärten zu keltern, müssten wir über 100 kg Obst in einer mobilen Presse zeitgebunden auf einem Großmarkt keltern lassen. Das ist schwierig“, so Ulrich Menzer von der KGA Möllersfelde in Französisch Buchholz.

Es wäre sicher lohnenswert vor dem Hintergrund der jetzigen und zukünftigen Ernährung einer MegaCity, die Berliner Ortsteile, besonders im eher ländlichen Raum dieser Großstadt, mal ganz praktisch unter die sprichwörtliche Lupe zu nehmen. Nicht nur an Bau-Wettbewerbstischen wird Verwaltungs-Engagement gebraucht, sondern vor allem bei grundlegenden ernährungswissenschaftlichen Schlussfolgerungen und deren Umsetzung, auch zur Selbstversorgung in der Großstadt.

Man munkelt, dass einige Hobby-GärtnerInnen in ihren Hausgärten schon begonnen haben ihre Obstbäume abzusägen, da die Saftgewinnung, die eine effektive Bevorratung darstellte, nicht mehr vor Ort in Französisch Buchholz gemacht werden kann. Viele BuchholzerInnen sind sauer, dass die Pankower Verwaltung hier bisher wenig hilfreich war.

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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