Sternenkinder leben im Bild weiter
Katrin Titze fotografiert verstorbene Babys für Eltern, die sich diese Erinnerung wünschen
Manche Babys schaffen leider nicht den Weg ins Leben. Sie versterben im Mutterleib oder bei der Geburt. Damit ihre Eltern eine Erinnerung an sie erhalten, engagieren sich Ehrenamtliche als Sternenkinderfotografinnen und -fotografen.
Als Sternenkinder bezeichnet man die Babys, die zwischen der 14. Schwangerschaftswoche und während der Geburt versterben. Die Erinnerung hält Katrin Titze wach. Die 43-Jährige ist selbst Mutter von „drei zauberhaften Kindern“, wie sie sagt. Seit vier Jahren ist sie ehrenamtlich als Sternenkinderfotografin überwiegend in Berlin und Brandenburg unterwegs. Wenn Eltern ein Foto wünschen, macht sie sich auf den Weg in Kliniken oder zu Bestattern.
"Mir liefen die Tränen"
Das Fotografieren ist für die in Friedrichsfelde lebende Sachbearbeiterin seit ihrer Kindheit ein Hobby. Inzwischen betreibt sie es nebenberuflich als Gewerbe. Sie fotografiert Hochzeiten, Geburtstage oder veranstaltet demnächst wieder Weihnachts-Shootings für Kinder und Babys.
Auf Sternenkinderfotografie wurde sie auf einen Beitrag über die Stiftung „Dein Sternenkind“ aufmerksam. „Als ich ihn las, liefen mir die Tränen“, gesteht Katrin Titze. „Ich war so berührt, dass ich mir überlegte, ob ich das nicht auch machen könnte.“ Doch bevor sie eine Entscheidung traf, redete sie mit ihrer Familie. Mit ihr kam sie überein: Wenn es sie nach drei Einsätzen zu sehr mitnimmt, hört sie auf.
Das einzige bildliche
Andenken
„Inzwischen sind es 93 Sternchen“, berichtet Katrin Titze. „Die Fotos sind für die Eltern etwas sehr Wertvolles, weil sie außer dem Ultraschallbild das einzige bildliche Andenken an das Baby sind. Und es gibt inzwischen auch sehr schöne Verbindungen zu Eltern, bis hin zu Freundschaften.“
Der erste Einsatz führte Katrin Tietze zu einem Bestattungsunternehmen in Hönow. "Weil die Eltern des Sternenkindes noch nicht da waren, fragte die Bestatterin: Wollen wir schon mal schauen?“, erinnert sich Katrin Titze. „In die Stille hinein fragte sie, wie es mir geht. Ich war froh, dass ich mir erst einmal ohne die Eltern ein Bild machen konnte. Das war sehr hilfreich.“
Es sind Ärztinnen, Hebammen, Freunde von Eltern oder die Eltern selbst, die sich bei der Stiftung „Dein Sternenkind“ melden und um den Einsatz einer Fotografin oder eines Fotografen bitten. Über eine Alarm-App erfahren die Ehrenamtlichen davon. Wer den Auftrag annimmt, bekommt von seinem regionalen Koordinator alle weiteren Informationen, beispielsweise zum Ort, an dem fotografiert werden soll und zur Schwangerschaftswoche, in der sich das Kind befand. So hat die Sternenfotografin zumindest schon ein paar Anhaltspunkte. Die Idee zum Foto entsteht häufig erst vor Ort. Je nachdem, in welchen Zustand das Kind sich befindet, fotografiert Katrin Titze es zum Beispiel wie ein schlafendes Baby, oder die kleinen Füßchen und die Hände. Aber kein Einsatz ist wie der andere. Ab und an kommt es vor, dass sie mit der Mutter und der Hebamme gemeinsam weint.
Mit anderen reden
Einer ihrer herausforderndsten Aufträge: Eine 33-Jährige war mit Zwillingen schwanger. Sie erlitt eine Lungenembolie und alle drei starben bei der Geburt. Das war das Ende einer ganzen Familie. Sie fotografierte für den Vater die tote Mutter und die Zwillinge gemeinsam. "So etwas zu erleben, beschäftigt einen im Nachhinein ungemein“, sagt Katrin Titze. Zum Glück kann sie nach solchen Aufträgen aber mit anderen Sternenkinderfotografen reden. 30 gibt es in der Region, mehr als 600 im deutschsprachigen Raum. Neben den Gesprächen bietet die Stiftung „Dein Sternenkind“ Superrevisionen für ihre ehrenamtlich Tätigen an.
Mehr auf www.katrin-titze.de/sternenkindfotografie, Informationen zur Stiftung auf www.dein-sternenkind.eu/.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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