Rechte Szene bekommt Gegenwind: Kompetenzzentrum für demokratische Kultur in der Sewanstraße eröffnet
Friedrichsfelde. Vereint gegen Rassismus und Gewalt: In Lichtenberg hat sich jetzt ein "Kompetenzentrum" gegen Rechts gebildet. Seinen Sitz hat es in der KultSchule in der Sewanstraße 43.
Die Zahl der rechtsextremen und rassistischen Übergriffe im Bezirk steigt. "In diesem Jahr haben wir schon mehr als 100 Vorfälle gezählt, 65 davon mit rassistischem Hintergrund. Schon jetzt übersteigt die Zahl der Vorfälle jene des gesamten Jahres 2014", so Annika Eckel von der Fach- und Netzwerkstelle "Licht-Blicke".
Licht-Blicke nimmt Hinweise aus der Bevölkerung entgegen und führt das sogenannte Lichtenberger Register, in dem diskriminierende, rassistische und rechtsextremistische Übergriffe und Vorfälle erfasst werden.
Dazu gehören tätliche Übergriffe, rassistische Beleidigungen, aber auch Demos der rechtsextremen Szene. Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte wurden von der rechten Szene auch in Lichtenberg organisiert, doch stand ihnen stets engagierte Menschen entgegen, die dem rechten Rand keinen Platz einräumen wollen.
"In Lichtenberg leben derzeit rund 4000 Flüchtlinge und sie werden weitestgehend in Ruhe gelassen, darüber bin ich froh", sagt der stellvertretende Bürgermeister Andreas Prüfer (Die Linke). "Trotzdem gilt es, auch im Alltag den menschenverachtenden Denkweisen etwas entgegenzusetzen."
In Lichtenberg gibt es etliche Gruppen, die sich seit Jahren gegen Rechts stark machen. Darunter zählt die Stolperstein-Initiative von Dagmar Poetzsch und das Bündnis für Demokratie und Toleranz.
Gegründet haben sich auch Initiativen in Jugendclubs wie in "Leos Hütte" oder die Gedenkinitiative "Stille Helden in Malchow". Die vom Bezirk finanzierte Netzwerkstelle Licht-Blicke begleitet dieses Engagements. "Die Verzahnung von Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung ist ein wichtiges Ziel unserer Arbeit", sagt Annika Eckel.
Die Bündelung der Kräfte soll nun mit dem Aufbau des Kompetenzzentrums gestärkt werden. Licht-Blicke arbeitet in der Sewanstraße zusammen mit der Initiative "ElternStärken". Deren Projektleiterin Eva Prausner erklärt: "Wir unterstützen Eltern, wenn Kinder in die rechte Szene abzurutschen drohen."
Außerdem will das Projekt Ansprechpartner sein, wenn Eltern in einer Kindertagesstätte oder Schule rechtsextrem auftreten. Über den professionellen Umgang mit einem solchen Verhalten können sich Lehrer und Fachkräfte hier zudem weiterbilden.
"Ich hoffe, dank der örtlichen Zusammenlegung der Projekte, auf eine gestärkte Zusammenarbeit", sagt Olaf Ruhl. Der jiddische Liedermacher aus dem Weitlingkiez engagiert sich mit vielen anderen Bürgern im Bündnis für Demokratie und Toleranz. Seitdem es den rechten Treffpunkt in der Lückstraße nicht mehr gibt (die Berliner Woche berichtete), sei die organisierte Szene im Alltag nicht mehr so präsent, so Ruhl. Doch: "Jetzt versuchen die Rechten mit dem Flüchtlingsthema auf Demos Stimmung zu machen – offensichtlich geht es also weiter."KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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