Nachruf auf Bauer Walter Bathe
Sherlock-Holmes-Hut und die „gelbe Kiste“

Bauer Walter Bathe mit seiner Frau Beate und Tochter Luise zur Einschulung von Lorenz. | Foto: Ulrike Kiefert
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Seine Gatower Kugeln und die „Gelbe Kiste“ waren berühmt. Er selbst galt als Vollblutlandwirt. Nun trauert ganz Gatow um Bauer Walter Bathe.

Mit Clogs auf dem Feld und die Nase immer am Boden. So kannten die Gatower ihren „Bauer Bathe“. Immer am Ackern, säen und ernten, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Denn Walter Bathe war Bauer mit Leib und Seele.

Geboren wurde er am 17. April 1940 in Wulkau an der Elbe nahe der Stadt Havelberg auf einem Bauernhof im heutigen Sachsen-Anhalt. Kurz vor dem Mauerbau wanderte er nach West-Berlin aus. Mit zwei Pferden, zwei zupackenden Händen und einem Koffer voller Ideen. Er machte eine Lehre zum Landwirt und pachtete 1969 in Gatow seinen ersten Hektar auf der Karolinenhöhe. Mit der Zeit pachtete Walter Bathe weitere Flächen dazu und baute auf den Feldern rund um seinen Hof an der Straße 264, dem heutigen Vierfelderhof, Feldfrüchte für den Berliner Markt und für den Export nach Sachsen und Sachsen-Anhalt an. Berühmt waren seine gelben Kisten verschiedener Salate und seine Gatower Kugeln, eine Kreuzung aus Radieschen und Rettich. Das Saatgut hatte er in einem japanischen Fachkatalog entdeckt. Die Gatower Kugeln ließ er sich später patentieren.

Polnische Erntehelfer
sangen abends am Lagerfeuer

Bald war sein Betrieb so groß, dass Bauer Bathe die Arbeit allein nicht mehr schaffte. Auf gut 70 Stunden pro Woche schätzte er damals sein Arbeitspensum. Seine Ehefrau Beate, die täglich den hofeigenen Verkauf in der Gutsgärtnerei am Groß-Glienicker Weg übernahm, half ihm nach Kräften. Sieben Angestellte und bis zu 100 Saisonkräfte brauchte der Bauer, um die Felder mit sieben Traktoren zu bearbeiten und die Ernte einzubringen. Abends saßen die polnischen Erntehelferinnen oft am Lagerfeuer zusammen und sangen zur Gitarre ihre Lieder. Das war so schön, erinnert sich Beate Bathe, dass selbst die Nachbarn ihre Fenster öffneten.

Weil Walter Bathe aber nicht nur geschäftstüchtig und fleißig war, sondern mit seiner künstlerischen Ader auch kreativ und erfinderisch, gehörte er schnell zu Gatows „Landwirtschaftsadel“. Die Sherlock-Holmes-Mütze und sein alter VW Kübelwagen waren seine Markenzeichen, die ihn über die Presse berlinweit als „Bauer Bathe“ bekannt machten. Und er war einer der ersten Landwirte, der die „Selbstpflücke“ auf seinen Feldern anbot. Da Bauer Bathe auch ein „soziales“ Herz hatte, lud er regelmäßig Schulkinder zur Erdbeer-Selbsternte und zum Picknick ein.

Mit dem Traktor
aus dem Krankenhaus abgeholt

Mit seiner Frau Beate hatte Walter Bathe selbst zwei Kinder: Lorenz (19) und Luise (17). Beate Bathe, gebürtige Hessin, lernte er in Grünberg kennen. Sie machte dort ihre Meisterfortbildung, er war zu den Gemüsebautagen nach Hessen angereist. Beim abendlichen Tango kamen sie sich näher. Im Juni 2002 heirateten sie dann heimlich in Wulkau. Eine Hochzeitskutsche hatte er ihr versprochen, erzählt Beate Bathe. Stattdessen gab’s einen Jeep mit klappernden Dosen an den Abschleppösen. Beate Bathe muss heute noch lachen, wenn sie davon erzählt. Typisch für ihren Mann war auch, dass er sie nach der Geburt von Lorenz mit einem Traktor von der Entbindungsstation im Krankenhaus Havelhöhe abholte. Hintendrauf ein fröhliches Grüppchen Erntehelfer. So fuhren sie durch Gatow nach Hause. Bauer Bathe kaufte seiner Frau auch nie Blumen. Die pflückte er nämlich immer selbst. Und jeden Mittag stand im Hause Bathe ein Topf dampfender Kartoffeln auf dem Tisch. Die kamen frisch vom Acker.

Am 2. Februar ist Bauer Bathe mit 78 Jahren nach langer schwerer Krankheit im Hospiz in Havelhöhe gestorben. Beigesetzt wurde er am 15. März. Seine Familie hat ihn bis zuletzt begleitet. Friedlich eingeschlafen sei er, sagt seine Frau Beate. Mit dem Gesicht zum Fenster, denn er liebte das Licht. Draußen vor der Großgärtnerei am Groß-Glienicker Weg saß er immer in der Abendsonne auf der Bank. Vielleicht dachte Walter Bathe dann an das Bauernsprichwort: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land. Doch Wachstum und Gedeihen liegen nicht in unserer Hand.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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