Pfarrer Gottfried Hoffmann schipperte in den Ruhestand
Auch wenn das Wasser für einen Dorfpfarrer eher ein unbekanntes Terrain sein mag, bei Gottfried Hoffmann hatte das etwas Symbolisches. Bewegte er sich doch in seinem beruflichen Leben oft auf eher fremden Wegen oder, wie sein Pfarrer-Kollege Karsten Dierks es nennt, in der Diaspora. Geboren wurde Gottfried Hoffmann 1948 in Wedding. Im Arbeiterbezirk wuchs er als Pfarrerskind auf und lernte es, sich durchzusetzen. "Im Herzen bin ich immer ein Weddinger geblieben, der Konfrontationen nicht scheut", sagt Hoffmann. Die schulische Ausbildung führte ihn ans Canisius-Kolleg. So verbrachte er die Jugend als Protestant in der Diaspora, mal im "roten Wedding", mal in der Welt der Jesuiten.
Theologie studierte Hoffmann in Berlin, Heidelberg und Göttingen. Nach dem Vikariat, das er auch im Gefängnis absolvierte, führte ihn 1974 die erste Pfarrstelle in die Magdalenen-Gemeinde nach Neukölln. 1980 zog es ihn mit seiner Familie in die Ferne. Acht Jahre arbeitete er als Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Bozen in Südtirol, einer großflächigen Diasporagemeinde zwischen dem Brenner und der norditalienischen Stadt Verona.
Zurück in Berlin wurde Hoffmann im Oktober 1987 Pfarrer der evangelischen Dorfkirchengemeinde Gatow. Den Blick über das Dorf hinaus bewahrt er sich jedoch. So war er in den ökumenischen Zusammenschlüssen in Berlin aktiv und der Diaspora durch leitende Mitarbeit im Gustav-Adolf-Werk weiterhin verbunden. Von 1996 bis 2002 war er Mitglied im Leitungskollegium des Kirchenkreises Spandau, von 2002 bis 2008 Präses der Kreissynode.
Energisch und liebevoll widmete er sich seiner Gemeinde in Gatow. Die verabschiedete sich am 21. April in einem emotionalen Gottesdienst von ihrem Seelsorger. Und das war Gottfried Hoffmann im wahrsten Sinne des Wortes. Viele haben ihn als kraftvollen Prediger, sensiblen Zuhörer und stets seinen "Schäfchen" zugewandten Pfarrer, aber auch als streitbaren Vertreter der Gatower Interessen erlebt.
Autor:Michael Uhde aus Spandau |
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