Erfolg von Sabine Lisicki könnte Stadion zu neuem Leben erwecken
Grunewald. Deutschland hat wieder einen Tennisstar: Sabine Lisicki vom LTTC Rot Weiß im Grunewald. Ihr Heimatklub verfügt am Hundekehlesee über eine Anlage, deren zentraler Tennisplatz den Namen der bislang erfolgreichsten deutschen Tennisspielerin Steffi Graf trägt.
Auch Boris Becker wurde als Mitglied dieses Vereins erstmals Wimbledonsieger. Bis 2008 gereichte das Stadion seinem Namensgeber zur Ehre. Von 1979 bis 2008 war es 29-mal Austragungsort der Internationalen Damenmeisterschaften von Deutschland, der "German Open", die Bestandteil des Turnierplans des Welt-Frauentennisverbands WTA war.
Auf der Anlage waren die berühmtesten Damen der Tenniselite zu Gast. Schon zu dieser Zeit hatte Sabine Lisicki als deutsche Jugendmeisterin hier um Turniersiege und Weltranglistenplätze gekämpft. Ihr strahlendes Lächeln hatte sie damals schon.
2007 kamen acht der besten zehn Spielerinnen der Welt an die Hundekehle, womit die "German Open" eines der bestbesetzten Turniere der Welt waren.
In diesem Jahr hatte Turnierdirektor Ayman Azmy alle deutschen Turnierdirektoren während der German Open an einen runden Tisch geladen, um über die Nachwuchsförderung zu beraten. Seine Hoffnung war, "dass in Berlin wieder einmal eine deutsche Spielerin im Finale steht". Der LTTC war der rechte Ort, denn gerade war der Verein zum 31. Mal vom Senat für seine Jugendarbeit ausgezeichnet worden. Schon damals wurden große Erwartungen in die LTTC-Spielerin Sabine Lisicki gesetzt. Doch trotz wichtiger internationaler Erfolge wurde diese Vorstellung damals in das Reich der Utopie verbannt. Heute ist sie Wirklichkeit geworden. Schon werden Hoffnungen geäußert, dass das Stadion wieder an einstige Ruhmeszeiten anknüpfen könnte. Derzeit bietet es einen traurigen Anblick: Die Klappsitze rosten, Moos macht sich breit. Mitte der 90er-Jahre wurde das Stadion mit Lottomitteln für 20 Millionen Mark von 4500 auf 7002 Plätze ausgebaut. Heute soll der Unterhalt des Stadions den Verein jährlich mit bis 100 000 Euro belasten. Seit zwei Jahren versucht er das mit der Weltmeisterschaft in der noch recht jungen Sportart Speedminton abzufedern.
Hauptgrund für den Niedergang des Stadions war der Rückzug der Sponsoren. Mit dem Rücktritt von Boris Becker und Steffi Graf verlor Tennis an Popularität. Kein anderer Fernsehsender als der RBB wollte mehr von der Hundekehle hochkarätiges Damentennis übertragen. Heute würde dieses Fernsehteam Gefahr laufen, mit seiner Technik durch die morschen Bohlen zu stürzen. Das könnte sich mit den jüngsten Erfolgen von Sabine Lisicki in Wimbledon wieder ändern. Dem Vernehmen nach soll Steffi Graf bereit sein, privates Geld in das Stadion zu stecken, wo sie achtmal als Sieger der "German Open" den Platz verließ.
Frank Wecker / FW
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