Alles andere als "Prora": Sanus feiert Grundsteinlegung an der Seesener Straße
Einen Saum aus Orangenbäumen wird es nun doch nicht gegeben. Aber in jeder anderen Hinsicht möchte Marc Wiese mit seiner Sanus AG alle Ansprüche in die Tat umsetzen.
Nach dem ersten Spatenstich des Bauprojekts an der Seesener Straße 40-47 im Herbst des vergangenen Jahres feierte Wiese auf dem 40 Millionen Euro teuren Gewerk nun Grundsteinlegung. Und äußerte sich bei der Gelegenheit ausführlich zur heftigen Kritik seitens der Bürgerinitiative Henriettenplatz.
"Natürlich nervt es, auf eine Baustelle zu blicken und verstaubte Fenster zu haben", sagt er zur Situation. Also sollen die Arbeiten rasch zum Ende kommen: "Das ist ein schnelle Baustelle, auf der wir voll im Zeitplan liegen." Bei einer Gebäudelänge von 204 Metern seien gewisse Einschränkungen kaum zu vermeiden. Aber dafür fänden auch dementsprechend vielen Mieter ein neues Zuhause, und zwar in "bezahlbarem Wohnraum", der bei 10 Euro pro Quadratmeter nettokalt ansetzen soll. Platzmäßig reicht die Spanne von 50 bis 100 Quadratmeter - und den Parkplatzsorgen soll eine zweistöckige Tiefgarage den Boden entziehen, die 170 Fahrzeugen Platz bietet. Schon jetzt liegen laut Projektmanager Orla Paulsen Anfragen von Nachbarn vor, die einen Stellplatz reservieren wollen.
Wo das Verständnis für den Anwohnerärger endet, das ist die Belegung des Projekts mit einem bösen Spitznamen. Initiativen-Sprecher Heinz Murken spricht regelmäßig von "Neu-Prora", in Anlehnung an den gewaltigen nationalsozialistischen Riegel auf der Insel Rügen. "Ein absurder Vergleich", befindet Architekt Hans-Wilhelm Kleine. Denn es handle sich weder um eine Massenherberge noch um einen monotonen Block. "Im Grunde sind das zehn Häuser mit zehn Fassaden", hält er fest. Damit trotz unmittelbarer Nähe zur Ringbahn Ruhe herrscht, verbaut Sanus zur Westseite Loggien mit dämpfender Verglasung. Dabei geschehe die Sonderausstattung mit schallschluckendem Glas "freiwillig", wie Kleine betont. Entsprechende Auflagen seitens des Bezirks habe es nicht gegeben. Dem Wunsch nach einer Kita im Erdgeschoss wird man entsprechen.
"Das Ganze entspricht dem Bedarf in Berlin wie ein Deckel auf den Topf", fasst Sanus-Chef Wiese seine Sichtweise zusammen. Um die Vermietung wird sich sein Unternehmen aber nicht mehr kümmern. Denn die Anlage ist bereits vor Fertigstellung verkauft - an die Niedersächsische Apothekenversorgung. Sie wird es nach Wieses Erfahrungen nicht nur mit unzufriedenen Nachbarn zu tun haben: "Viele finden es tatsächlich gut, nicht mehr auf eine Brache zu gucken, sondern auf einen Neubau."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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