Die Blase wird platzen: Von finanzkräftigen Fußballklubs und einem gallischen Dorf

Für den VfB Hermsdorf (rot) – hier beim diesjährigen Bezirkspokal gegen den 1. FC Lübars – geht es auch in der neuen Saison der Berlin-Liga vom ersten Tag an um den Klassenerhalt. | Foto: Michael Nittel
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Hermsdorf. Wenn am Sonntag, 16. August der VfB Hermsdorf zum Auftakt der neuen Saison in der Berlin-Liga den TSV Rudow empfängt, geht es für die Truppe von der Seebadstraße erneut nur um eines: den Klassenerhalt in Berlins höchster Spielklasse.

„Die Vorfreude auf die neue Saison ist – wie in jedem Jahr – bei uns natürlich riesengroß“, fiebert VfB-Coach Sascha Krakowski dem Auftakt entgegen. „Wenn man dann aber hört, dass unsere Konkurrenten zum Teil ganze Mannschaften ausgetauscht und mit großem finanziellen Aufwand zahlreiche auch hochkarätige Spieler verpflichtet haben, dann wird schnell klar, dass wir mit unseren bescheidenen Mitteln vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg kämpfen werden.“

Mit Toptorjäger Mike Ryberg, der zu Hertha 03 Zehlendorf in die Oberliga gewechselt ist, und Robin Moerer, der sich dem SV Empor angeschlossen hat, haben zwei wichtige Spieler den VfB verlassen. „Diese beiden Akteure gleichwertig zu ersetzen, ist für uns einfach nicht machbar“, hadert Krakowski. Mit Stephan Gerth, der zuletzt inaktiv war, und Dominic Winkens, der bei den Füchsen spielte, kehren zwei ehemalige Hermsdorfer zum VfB zurück. Darüber hinaus werden die beiden talentierten A-Junioren Nico Schwarz und Cameron Clark aus der eigenen Jugend den Berlin-Liga-Kader ergänzen. Beiden traut Krakowski den Sprung in die erste Elf zu. „Wir werden in den nächsten Wochen aber definitiv noch einen Königstransfer vollziehen – einen Spieler holen, der uns definitiv verstärken wird“, verrät Krakowski, ohne einen Namen nennen zu wollen. Wie kompliziert die Zusammenstellung eines Kaders selbst in einer Liga ist, in der der Fußball Breitensport ist und von Akteuren betrieben wird, die dem runden Leder neben Arbeit, Studium und Familie eigentlich nur zum Zeitvertreib nachjagen, zeigen Krakowskis Aktivitäten eindrücklich: „ Ich habe in den letzten Wochen 28 Telefonate mit 28 Spielern geführt. Und es war keiner dabei, der für ein Handgeld von unter 200 Euro im Monat zu uns wechseln wollte.“ Die Tatsache, dass in vielen Klubs der Berlin-Liga elf bis 16 Spieler am Ende einer Saison bereit für einen Vereinswechsel seien, führe – so Krakowski – dazu, dass der Markt überschwemmt, Begehrlichkeiten geweckt, sich die Fixgehälter selbst für nur durchschnittliche Spieler immer weiter hochschrauben würden und diese Blase in ein bis zwei Jahren zwangsläufig platzen muss. „Ich habe mit A-Jugendlichen gesprochen, die einen Termin mit mir absagen mussten, weil ihr Berater keine Zeit hatte. Diese Entwicklung bereitet nicht nur mir Sorgen“, sagt Krakowski. „Für uns alle sollte Fußball doch nicht mehr sein, als die schönste Nebensache der Welt.“

Der Coach hofft, dass auch in der kommenden Spielzeit möglichst viele Teams gegen den Abstieg kämpfen werden und dass beim VfB wieder eine Eigenschaft zum Tragen kommt, die auch in der letzten Spielzeit ausschlaggebend für den Klassenerhalt gewesen sei: „In der entscheidenden Phase, als es wirklich um alles ging, hat der überragende Teamgeist meiner Mannschaft den Ausschlag gegeben. Ich weiß, dass dieser allein nicht genügt, um über eine ganze Saison zu kommen. Aber in entscheidenden Phasen sind meine Jungs immer in der Lage, wirklich alles in die Waagschale zu werfen und bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen“, hofft Krakowski und ergänzt abschließend: „Wir sind ein bisschen wie das kleine gallische Dorf, das sich tapfer gegen die Römer zu erwehren versucht.“

Das Auftaktspiel gegen den TSV Rudow auf dem Sportplatz an der Seebadstraße wird am Sonntag um 14 Uhr angepfiffen. min

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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