Bedingungen für Ausbildung unzureichend
Mit sicherem Griff zieht Lydia-Aylin Marquardt die dicken Stiefel und die Schutzkleidung aus ihrem Spind. "Ich werde Feuerwehrfrau", sagt die 17-jährige Schülerin stolz. Noch ist sie in der Ausbildung bei der Jugendfeuerwehr in Karlshorst. "Hier lerne ich den Umgang mit dem Atemschutz und den Gerätschaften eines Katastrophenschutzwagens", sagt Lydia-Aylin. Die Einsätze ihrer erwachsenen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Karlshorst verfolgt sie aus der Nähe.
Wie wichtig diese ehrenamtliche Arbeit ist, weiß das junge Mädchen gut. Die Schülerin des Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasiums war vergangenes Jahr in den Sommerferien, als die Turnhalle ihrer Schule komplett abbrannte. "Die Kameraden von der Feuerwehr haben mich benachrichtig, ich war total erschrocken", erinnert sie sich. Die Freiwilligen Feuerwehrmänner löschten zusammen mit der Berufsfeuerwehr den Brand.
Nach Abschluss ihrer Ausbildung will Lydia-Aylin bei Einsätzen mit anpacken. Die Truppausbildung ist anspruchsvoll, die Jugendlichen müssen deshalb viel an den Geräten üben. "Eigentlich steht ihnen unser Katastrophenschutzfahrzeug für Übungszwecke zur Verfügung", sagt der Karlshorster Wehrleiter Steffen Ziegener. Doch die Wache hat mit Problemen zu kämpfen, die die Ausbildung der Jugendlichen erschweren.
"Mit dem Wagen kommen wir derzeit nicht auf den Hof und können mit den Jugendlichen deshalb selten am Fahrzeug üben", sagt Ziegener. Ein Baugerüst an der denkmalgeschützten Wache in der Dönhoffstraße 31 verengt die ohnehin schmale Hofeinfahrt. So steht der Katastrophenschutzwagen weit weg vom Übungsplatz, nämlich bei der Feuerwehr Lichtenberg in der Josef-Orlopp-Straße 69. Außerdem fehlen abgetrennte Umkleidemöglichkeiten für die jungen Frauen bei der Jugendfeuerwehr. Rund 15 Mitglieder zählt die Karlshorster Abteilung, fünf sind Mädchen und junge Frauen. Es kommt vor, dass sie sich im Flur umziehen. "Wir müssen hier andere Bedingungen schaffen", weiß Ziegener. Das ursprünglich von der Jugendfeuerwehr genutzte Quergebäude wird derzeit als Materiallager genutzt, es müsste saniert werden.
Mit ihrem Anliegen haben sich die Feuerwehrleute jetzt an den Lichtenberger Abgeordneten Ole Kreins (SPD) gewandt. Die Wache ist ein landeseigenes Gebäude und wird von der Berliner Immobilienmanagement (BIM) bewirtschaftet. "Die BIM hat die Aufgabe, die Gebäude in Schuss zu halten", sagt Kreins. Er will das Problem angehen und die Not der Retter gegenüber der BIM unterstreichen. "Ich werde mich für bauliche Veränderungen am Haus einsetzen, damit Mädchen-Umkleiden eingerichtet werden." Auch das Baugerüst am Hauptgebäude soll verschwinden, damit das Übungsfahrzeug wieder durch die Einfahrt kommt. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr haben signalisiert, dass sie selbst mit anpacken wollen, um die Kosten möglichst gering zu halten. Aktuell werben sie zudem mit Hilfe ihres Fördervereins Mittel an, die der Jugendfeuerwehr in Karlshorst zugute kommen sollen. Auch die Lichtenberger sind aufgerufen, dem Retter-Nachwuchs mit Spenden zu helfen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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