Zwei mutige Menschen aus Kaulsdorf
Junge Biesdorferin erinnert mit Stolpersteinen an das Schicksal von Marie-Luise und Carl Hotze

Cindy und Angelika Wewerka lasen nach der Verlegung der Stolpersteine aus dem Buch „Nicht alle waren Mörder“ von Michael Degen. | Foto: hari
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  • Cindy und Angelika Wewerka lasen nach der Verlegung der Stolpersteine aus dem Buch „Nicht alle waren Mörder“ von Michael Degen.
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Zwei neue Stolpersteine im Bezirk erinnern an ein mutiges Ehepaar. Marie-Luise und Carl Hotze leisteten den Nazis Widerstand und versteckten jüdische Mitbürger.

Die beiden Stolpersteine wurden vor dem Grundstück An der Wuhle 41 am 5. Dezember verlegt. Hier haben Marie-Luise und Carl Hotze bis September 1943 ein Häuschen bewohnt. Das Haus steht längst nicht mehr.

Dennoch repräsentiert der Ort ein interessantes Stück deutscher Geschichte. Hier versteckten die Hotzes 1943 einen jüdischen Jungen und dessen Mutter vor den Nazis. Der Junge heißt Michael Degen und ist heute einer der namhaftesten deutschen Schauspieler. In seinem Erinnerungsband „Nicht alle waren Mörder“ (1999) setzte er solchen Deutschen wie den Hotzes ein Denkmal.

Die Initiative für die Verlegung der beiden Stolpersteine für die Hotzes ging von Cindy Wewerka aus. Die Biesdorferin bat ihre Freundinnnen vor einem Jahr zum 33. Geburtstag ihr Geld zu schenken. Damit bezahlte sie auch die Aktion in der Kaulsdorfer Straße An der Wuhle.

Den Anstoß für ihr Engagement führt sie auf ein Erlebnis in ihrer Jugend zurück. „Damals sah ich den Film Schindlers Liste. Seitdem hat mich die Beschäftigung mit dem Judentum und seinem Schicksal nicht mehr losgelassen“, erzählt sie.

Partnerin bei ihrem Engagement war Schwiegermutter Angelika Wewerka. Die Lehrerin findet solche Erinnerungsorte wichtig. "Jede kommende Generation muss sich erinnern, um ihr Leben zu meistern“, sagt sie.

Mit dem Plan, im Bezirk einen oder mehrere Stolpersteine verlegen zu lassen, wandten sich die Wewerkas an das Bezirksmuseum. Museumsleiterin Dorothee Ifland schlug ihnen das Ehepaar Hotze vor.

Danach machte sich Cindy Wewerka daran, mehr über die beiden Eheleute zu erfahren. Sie schrieb Gedenkstätten und das Bundesarchiv an. Es dauerte einige Monate, bis sie mehr Informationen erhielt. „Es gibt viele solcher Anfragen“, erläutert sie. Das sei eigentlich ein gutes Zeichen. Allerdings sei nicht viel über die Eheleute bekannt.

Carl Hotze wurde am 16. September 1890 in Niedersachswerfen am Südharz in Thüringen geboren. Marie-Luise Hotzes Geburtstag ist der 15. Mai 1893 gewesen. Hotze war Kaufmann und Gärtner von Beruf. Hinter dem Haus in Kaulsdorf befand sich ein großer Garten. Das Ehepaar lebte von dem Verkauf von Obst und Gemüse.

Beide traten 1930 in die KPD ein und blieben auch aktiv im Widerstand gegen das Naziregime. Hotze wurde deshalb 1936 verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Haft waren er und seine Frau weiter im Widerstand tätig. Außerdem nahmen sie das Risiko auf sich, verfolgte Juden zu verstecken.

Im September 1943 nahm die Gestapo beide Hotzes fest. Carl Hotze überlebte das KZ Mauthausen. Nach seiner Befreiung machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Berlin, in der Hoffnung, dass auch seine Frau noch leben würde. Diese war aber am 6. November 1944 im KZ Ravensbrück ermordet worden. Nach dem Krieg arbeitete er beim Berliner Magistrat und wohnte in Prenzlauer Berg. Das letzte, was von ihm vorliegt, ist ein Antrag auf Entschädigung als Verfolgter des Naziregimes. Danach verliert sich seine Spur.

Mit den beiden Stolpersteinen für das Ehepaar Hotze gibt es im Bezirk inzwischen 33 solcher Erinnerungsstellen im Bezirk. Die Gestaltung und Verlegung nahm am 5. Dezember wie immer der Künstler Gunter Demnig vor.

Cindy und Angelika Wewerka lasen nach der Verlegung der Stolpersteine aus dem Buch „Nicht alle waren Mörder“ von Michael Degen. | Foto: hari
Auf Messingplatten an den Stolpersteinen finden sich die Lebensdaten von Carl und Marie-Luise Hotze.  | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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