Almauftrieb am Unkenpfuhl
Wasserbüffel weiden jetzt im Paradies der Moorfrösche
Zwei junge Wasserbüffel helfen seit Kurzem dabei, die Feuchtwiesen am Unkenpfuhl kurz zu halten. Im Herbst holt der Landwirt die Tiere wieder ab.
Drei zögerliche Schritte über die Rampe. Dann stehen die Wasserbüffel auf der Wiese und beäugen die Gräser. Sekunden später heben die zwei ihre behörnten Köpfe und strecken die Nasen in die Luft. Die vielen Menschen, die dem „Almauftrieb“ zuschauen, sind den Tieren nicht geheuer. Christoph Brundke wartet ab, schließt dann aber zufrieden den Anhänger. Die zwei trächtigen Fersen, die der Kladower Landwirt gerade erst gekauft hat, traben friedlich davon.
Ihre neue Heimat ist der Unkenpfuhl, ein rund 3,5 Hektar großes Biotop südlich des Ritterfelddamms, das zum Landschaftsschutzgebiet Gatow, Kladow und Großglienicke gehört. Es ist ein Paradies für Kammmolche, Moorfrösche, Knoblauchkröten, Gartenrotschwänze, Teichrohrsänger, Fitislaubsänger und den Quirl-Tännel, der in Berlin nur am Unkenpfuhl in Kladow wächst. Allerdings nur, wenn sich jemand darum kümmert, dass die Landschaft verändert wird, die Wiesen bearbeitet und abgegrast werden. Eine Aufgabe für die Wasserbüffel. Jedenfalls sind sie eine gute Wahl für den Job als Landschaftspfleger, wo der Einsatz von Maschinen als unwirtschaftlich gilt, weil die Flächen zu nass sind, und es für den Grünschnitt keine Verwendung gibt.
Die Wasserbüffel halten als tierische Rasenmäher den Wildwuchs und das Verbuschen im Zaum. Sie mümmeln am Unkenpfuhl aber auch nicht einheimische Arten weg wie den Spitzahorn, Beerenklau oder die Goldrute. „Und sie beweiden die Uferbereiche am Unkenpfuhl“, sagt Enrico Hübner vom Umwelt- und Naturschutzamt. Das spart den mühsamen Schnitt, hält den Röhricht kurz und die Uferzonen besonnt.
Die zwei jungen Wasserbüffel sind in dem Biotop aber nicht allein. Sieben blond d'aquitaine Rinder des Landwirts grasen mit. Es ist eine Mutterkuh mit sechs Jungtieren. Rinder beweiden den umzäunten Unkenpfuhl schon seit etwa 15 Jahren. Die Büffel aber sind neu. Hinzu kommen noch 15 Ziegen von Björn Hagge, Schäfer am Hahneberg. Das Bezirksamt hat mit den Tierhaltern über den Landschaftspflegeverband Spandau einen Pflegevertrag abgeschlossen.
Pflegeplan für den Unkenpfuhl entwickelt
Das Bezirksamt pflegt den Unkenpfuhl schon lange. Weil das bisherige Konzept aber bereits Jahrzehnte alt war und die Natur sich weiterentwickelt hat, hat das Amt einen neuen Pflegeplan erarbeitet. Erste Maßnahmen: In den letzten Monaten haben das Umwelt- und Naturschutzamt sowie das Grünflächenamt zusammen mit den Tierhaltern, Gutachtern des Planungsbüros für Umweltvorhaben in Berlin-Brandenburg UBB, Dr. Klaus Möller GmbH und beauftragten Firmen im Biotop Gehölze gerodet, die Wasserfläche des Pfuhls vergrößert, fremde Fische entnommen und den Zaun neu gebaut. Der „Almauftrieb“ der Büffel und Rinder am 18. Mai war ein weiterer Schritt. Bisher sind in die Pflege des Unkenpfuhls rund 80.000 Euro Fördermittel geflossen. Mit ersten Erfolgen. „Der seltene Quirl-Tännel zum Beispiel ist auf rund 1000 Pflanzen angewachsen“, sagt Enrico Hübner. Auch dem Moorfrosch geht es am größeren Wasserloch prächtig.
Und die Büffel? Die holt Landwirt Christoph Brundke im Herbst wieder ab, denn die bleiben wie die Rinder nicht das ganze Jahr über draußen. An der frischen Luft werden sie freilich beobachtet, denn das Bezirksamt lässt die tierische Beweidung mit einem Monitoring begleiten. Fressen die Ziegen zu viel weg, wird ihre Zahl reduziert. Braucht es mehr Wasserbüffel, kommen neue hinzu. So werden die gutmütigen Tiere mit der Zeit auch eine Attraktion für Spaziergänger.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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