Die Architektin Emilie Winkelmann baute in Zehlendorf und Nikolassee

Emilie Winkelmann beschäftigte in ihrem Berliner Architektenbüro bis zu 15 Mitarbeiter. | Foto: aus Familienbesitz/Repro: Stiftung Stadtmuseum Berlin
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  • Emilie Winkelmann beschäftigte in ihrem Berliner Architektenbüro bis zu 15 Mitarbeiter.
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Zehlendorf. „Ich halte es für falsch, im Baugewerbe die Arbeit der Frau zu betonen, kommt es doch nur auf die Qualität an …“. Dieser Satz stammt von Emilie Winkelmann. Ihre Architektur wählte das Bezirksamt zum Denkmal des Monats März 2017. In Nikolassee und Zehlendorf gibt es zwei Häuser, die nach Winkelmanns Entwürfen errichtet wurden.

Emilie Winkelmann (1876-1951) war die erste freischaffende Architektin Deutschlands. Sie war Lehrerstochter, erlernte das Handwerk des Zimmerers und arbeitete als junges Mädchen im Baugeschäft ihres Großvaters.

Emilie wollte studieren, obwohl Frauen damals keinen Zugang zu Hochschulen hatten. Deshalb trug sie sich als E. (Emil) Winkelmann in der Technischen Hochschule Hannover ein.

Sie konnte zwar die Vorlesungen als Gasthörerin besuchen, erhielt aber nicht die Erlaubnis, 1906 ihr Staatsexamen abzulegen. Dies wurde Frauen erst 1909 ermöglicht. Emilie Winkelmann ging nach Berlin und eröffnete 1908 als erste selbstständige Architektin Deutschlands ihr eigenes Büro mit teilweise bis zu 15 Mitarbeitern. Sie erhielt zahlreiche Aufträge vermögender Bauherren. In Charlottenburg entstand 1910 nach ihren Entwürfen das Leistikow-Haus, ein städtisches Mietshaus. Es gilt noch heute als Musterbeispiel für den Historismus in Preußen nach der Jahrhundertwende. Zu ihren bedeutendsten Bauten zählt das 1915 errichtete Viktoria-Studienhaus, europaweit das erste Studentinnen-Wohnheim. Es ist heute als Ottilie-von Hansemann-Haus mit dem Theater „Tribüne“ ein Baudenkmal in der Otto-Suhr-Allee.

Ein Frühwerk Winkelmanns ist das Holzhaus, das sie 1909 für den Bankier Bruno Gumpel in der Prinz-Heinrich-Straße 2 (heute Eidersteder Weg 2) baute. Das Blockhaus besteht aus waagerecht verzapften Holzbohlen. Die Fassade mit verzierten Holzarbeiten veranschaulicht den Zugang Winkelmanns zur Architektur über die Zimmerei. Das Landesdenkmalamt prüft derzeit den Vorschlag, das Haus in die Berliner Denkmalliste aufzunehmen.

Dort ist Emilie Winkelmann bereits mit sieben Häusern vertreten. Darunter befindet sich auch das 1910 errichtete Landhaus Julie Meyer in der Gerkrathstraße 4 in Nikolassee, ein Gebäude in Hanglage an der Rehwiese.

Die baulichen Leistungen Winkelmanns wurden hoch geschätzt und zu ihrer Entstehungszeit als modern eingestuft. Ihre große Zeit hatte die Architektin bis zum Ersten Weltkrieg.

Erkrankung des Gehörs

Durch eine Erkrankung des Gehörs konnte sie danach nicht mehr an ihre beruflichen Erfolge anknüpfen. Sie beschäftigte sich vor allem mit dem Umbau von Landgütern und Adelssitzen. Erst 1928 wurde sie in den Bund deutscher Architekten aufgenommen.

In der Nazi-Zeit zog sie sich offiziell aus dem Berufsleben zurück. Später schrieb sie: „An den Bauten des Dritten Reiches hatte ich keinen Anteil, weil ich keine Parteigenossin werden wollte.“

Emilie Winkelmann kam 1941 bei der Gräfin von Saldern unter, für die sie das Schloss Grüntal bei Bernau umbaute. Beim Einzug der alliierten Truppen kam es zu einem Brand im Schloss, die beiden Frauen flohen nach Hovedissen, zu einem Cousin der Gräfin.

Später lebte Emilie Winkelmann bis zu ihrem Tod in einem Altersheim in Detmold. Bestattet wurde sie im Familiengrab in Aken. uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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