Kahlschlag an der Avus

Nikolassee. Soll der Wald an der Autobahn verschwinden? Etwa um die Autobahn am Kreuz Zehlendorf auszubauen? Diese und ähnliche Vermutungen hegten Anwohner und Spaziergänger angesichts der großangelegten Fällaktion am Zehlendorfer Kleeblatt.

Das einst dichte Waldstück zwischen dem Katteweg und der Autobahn wurde in den vergangenen Wochen von den Berliner Forsten erheblich ausgelichtet. Die Anwohner sprechen von Kahlschlag und sind sauer, dass sie über die Arbeiten nicht informiert wurden. Sie haben nach Jahrzehnten plötzlich und gegen ihren Wunsch erstmals freie Sicht auf die Autobahn. Sie können direkt auf die vorbei rauschenden Autos sehen.

Der Grund für den Kahlschlag ist nicht etwa der schnöde Mammon. "Der Wald soll weder zugunsten eines Autobahnausbaus zerstört werden noch wollen wir mit dem Rohstoff Holz Geschäfte machen", versichert Mark Franusch, Pressesprecher der Berliner Forsten. Das „geerntete“ Nutzholz werde zwar verkauft, doch die Vermarktung sei nicht der Grund für die umfangreichen Fällungen. „Dem Wald wird nichts Übles angetan. Was hier passiert, ist eine dringende Pflegemaßnahme, um Vitalität und Stabilität des Waldes zu erhalten“, erklärt Franusch. 15 Jahre lang sei das Waldstück nicht angetastet worden. Es sei höchste Zeit für ein Auslichten des Kiefernwäldchens mit Buchenanteil gewesen.

Ziel sei es, „das Laubholz zu entwickeln.“ „Die Buchen bekommen jetzt mehr Licht und profitieren davon“, so Franusch. Das werden die Anwohner in den nächsten Monaten und Jahren deutlich merken: „Der Nachwuchs der Gehölze wird extrem vital in Gang kommen“, verspricht der Pressesprecher und Förster. Auch wenn die Anwohner zunächst mit mehr Lärm und unschöner Aussicht leben müssen, am Ende werden Lärm- und Sichtschutz eher verbessert. „Ohne die Pflegemaßnahme wäre die Schutzfunktion auf Dauer nicht mehr gewährleistet gewesen, weil Sträucher und Bäume nicht nachwachsen können.“

Inzwischen ist die Forsttechnik abgezogen und die Einschränkungen für die Spaziergänger durch gesperrte Bereiche sind aufgehoben. „Es bleibt jedoch jede Menge Restholz im Wald. Das ist Absicht und wichtig. Die Holzabfälle bilden wichtigen Lebensraum und Refugien für allerlei Getier“, sagt Mark Franusch. KM

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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