Bimmelmarathon am Rathaus
Glocke an der Neuen Krugallee läutete acht Stunden hindurch
Nervenprobe für die Anwohner des Treptower Rathauses. Am 7. März mussten sie einen regelrechten Bimmelmarathon ertragen.
Rund acht Stunden lang nervte der Dauerton des Stundenschlags vom Rathausturm die Anwohner im Umfeld an der Neuen Krugallee. Gegen 17 Uhr hatte das Geläute eingesetzt. Einige Stunden später standen die ersten Anwohner vor der Tür und forderten ein Abschalten der Glocke. Um diese Zeit ist jedoch nur ein vom Bezirk bestellter privater Sicherheitsdienst vor Ort. Der Mitarbeiter fand keine Möglichkeit, die Glocke von der Pförtnerloge aus abzuschalten. „Als es den Anwohnern reichte, riefen gleich mehrere die Polizei“, berichtet ein Augenzeuge, der selbst in der nahen Straße Am Plänterwald wohnt. Die Polizei rückte mehrfach an und wieder ab. Als der Einsatzzentrale die Anrufe der Anwohner zu viel wurden, wurde gegen Mitternacht neben einem Streifenwagen auch die Feuerwehr zum „Tatort“ beordert. Gemeinsam mit einem inzwischen eingetroffenen weiteren Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens drangen die Beamten gegen 1.15 Uhr dann in den Turm des Rathauses vor, konnten hier die Energiezufuhr kappen und nach gut acht Stunden das Dauerbimmeln abstellen.
„Eine Firma hatte am Freitag zuvor das Läutewerk der Rathausuhr nach vielen Jahren aktiviert. Dabei hat ein defektes Relais der Gongsteuerung die Fehlfunktion ausgelöst. Das ist vorerst abgeschaltet, eventuell müssen Ersatzteile bestellt werden“, berichtet Bürgermeister Oliver Igel auf Nachfrage.
Der Sicherheitsdienst im Rathaus wurde inzwischen eingewiesen, wie er künftig bei Fehlfunktionen der Uhrenanlage vorgehen muss.
Die 1910 eingebaute Rathausuhr der Firma C.F. Rochlitz – sie existiert noch heute an der Tempelhofer Ringbahnstraße – wurde bereits vor Jahren durch einen Schaltfehler am Motoraufzug beschädigt und durch eine Funkuhr ersetzt. Bei der Glocke, die die Nachtruhe der Anwohner gestört hatte, handelt es sich nicht um eine Art Kirchenglocke, eher um einen Gong, der wie das vergrößerte Läutewerk eines Nostalgieweckers funktioniert.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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