Wo zu viel Strom zu Wärme wird: Vattenfall baut Power-to-Heat-Anlage in Spandau

Gunther Müller und Stefan Tidow greifen mit dem Vattenfall-Nachwuchs Faolán und Conall zum Spaten. | Foto: Ulrike Kiefert
4Bilder
  • Gunther Müller und Stefan Tidow greifen mit dem Vattenfall-Nachwuchs Faolán und Conall zum Spaten.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Siemensstadt. Mit dem ersten Spatenstich hat Vattenfall Deutschlands größte Power-to-Heat-Anlage auf den Weg gebracht. Sie ersetzt den Steinkohlenblock des Heizkraftwerks Reuter und funktioniert nach dem Tauchsieder-Prinzip.

Wer sich einen Tee kochte, nahm dazu früher häufig einen Tauchsieder, ein Elektrogerät mit spiralförmigem Heizstab. In eine Kanne oder Tasse getaucht, brachte es kaltes Wasser blitzschnell zum Kochen. Wie ein großer Tauchsieder funktioniert auch die neue Power-to-Heat-Anlage, die Vattenfall gerade im Spandauer Heizkraftwerk Reuter am Großen Spreering 5 bauen lässt.

Die Anlage wandelt Strom in Wärme um und zwar immer dann, wenn vorübergehend zu viel Strom im Netz ist. Das passiert, wenn etwa Windparks oder Solaranlagen mehr Energie erzeugen als gebraucht wird. Dann geht die Anlage in Betrieb: Drei Prozesserhitzer heizen Wasser auf über 100 Grad Celsius auf. Alle drei Kessel zusammen haben eine Leistung von 120 Megawatt, so viel wie 60.000 handelsübliche Wasserkocher. Anschließend speist die Anlage das erhitzte Wasser ins Fernwärmenetz. Bis zu 30.000 Haushalte kann die Anlage so mit erneuerbarer Energie versorgen.

Knapp 100 Millionen Euro investiert der schwedische Energiekonzern in die Power-to-Heat-Anlage, für die am 6. November, passend zum Auftakt des Welt-Klimagipfels in Bonn, der erste Spatenstich vollzogen wurde und die laut Unternehmen Europas größte Anlage dieser Art sein soll. Vor allem aber will Vattenfall damit den nächsten großen Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen. „Die umweltschonende Fernwärme, die wir mit der Anlage erzeugen, entspricht zehn Prozent des gesamten Berliner Strombedarfs im Sommer. Oder der Leistung von 750.000 Kühlschränken“, rechnet Gunther Müller vor, Vorstandschef der Vattenfall Wärme Berlin.

Bis 2030 völlig aus der Kohlenutzung aussteigen

Spätestens zum Jahreswechsel 2019/20 soll die Anlage in Betrieb gehen. Dann will Vattenfall Block C des Steinkohle–Heizkraftwerks Reuter vom Netz nehmen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 völlig aus der Kohlenutzung in Berlin auszusteigen. So hatten es Vattenfall und das Land Berlin in ihrer Klimaschutzvereinbarung festgehalten. Die Power-to-Heat-Anlage in Spandau kommt rund zwei Jahre früher als vereinbart. Zwei kleinere solcher Anlagen betreibt Vattenfall bereits in Neukölln sowie in Buch. 

Laut Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, will die Hauptstadt bis 2050 Klima neutral werden, sprich, den CO₂-Ausstoß auf Null reduziert haben. Das sei zu schaffen, so Tidow, wenn noch mehr Haushalte und Betriebe ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Auch mahnte der Staatssekretär an, dass Berlin mehr Energiespeicher benötige, um überschüssige Wärme für Hochlastzeiten vorzuhalten. Denn Solar- oder Windkraftanlagen sind stark witterungsabhängig. In Zeiten mit wenig Sonne und Wind müssen noch immer Kohle- und Gaskraftwerke zugeschaltet werden. uk

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 252× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 662× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.151× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.035× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.