Zahl der Geflüchteten in Berlin gestiegen
Flüchtlingsunterkunft am Rohrdamm soll erst Anfang 2022 verschwinden
Nur zehn Besucher kamen kürzlich in die evangelische Kirche am Schuckertdamm, um sich über die Verlängerung des Tempohome-Standorts am Rohrdamm zu informieren. Eigentlich sollte die Flüchtlingsunterkunft bis Ende August freigezogen werden. Neuer geplanter Termin ist jetzt Anfang 2022.
Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) wertete das geringe Interesse als Zeichen dafür, dass zwischen den Tempohome-Bewohnern und ihrer Nachbarschaft ein ziemlich problemloses Verhältnis existiert. Dies sieht Integrationsstaatssekretär Daniel Tietze (Linke) ähnlich. Er erinnerte an die Versammlung zum Start der Tempohomes vor knapp drei Jahren. Damals seien bei weitaus größerem Interesse und Teilnehmerzahl an der Informationsveranstaltung einige Befürchtungen vorgetragen wurden.
Tietze erklärte, dass die Unterkunft aufgrund einer gestiegenden Zahl an Geflüchteten in Berlin noch länger in Betrieb bleiben soll. Trotzdem soll das Tempohome am Rohrdamm weichen, da auf dem Grundstück ein Erweiterungsbau der benachbarten Schule an der Jungfernheide entstehen soll. Das Vorhaben dürfe nicht verzögert werden, unterstrich der Bürgermeister. Diese Prämisse sei der Senatsverwaltung auch bei den Gesprächen über die gewünschte Laufzeitverlängerung der Flüchtlingsunterkunft deutlich gemacht worden.
Doch bisher gibt es noch nicht einmal fertigen Pläne für den Schulanbau. Klar ist nur, dass die Schule an der Jungfernheide weitere Flächen benötigt. Die Sekundarschule soll um einen Grundschulbereich sowie eine Oberstufe erweitert werden. Die Schülerzahl werde sich dadurch verdoppeln, sagte Helmut Kleebank. Sollte es ausreichend Platz geben, werde überlegt, auch eine Jugendfreizeiteinrichtung oder eine Kita in den Neubau zu integrieren.
Verantwortlich für das Projekt ist die Wohnungsbaugesellschaft Howoge im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive. Sie hat ebenfalls der Verlängerung des Tempohomes zugestimmt. Sie will ab August 2022 Zugriff auf die Fläche haben. Nach dem Auszug, ungefähr sechs Monate zuvor, müsste das Tempohome abgebaut und das Grundstück im ursprünglichen Zustand übergeben werden. Danach sind zunächst Bodenproben auf dem Areal geplant.
197 Menschen leben laut Monika Hebbinghaus, stellvertretende Pressesprecherin des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LaF) derzeit in der Flüchtlingsunterkunft. Sie stammen aus insgesamt 24 Herkunftsländern, mehr als die Hälfte allerdings aus Syrien, Irak oder Afghanistan. Viele davon schon länger als ein halbes Jahr, manche sogar seit eineinhalb Jahren. Die Bewohner sollen größtenteils in Spandau bleiben und in die neue Gemeinschaftsunterkunft in der Rauchstraße in Hakenfelde einziehen. Sie wird derzeit errichtet und soll Anfang 2022 fertig werden.
Eine Familie sowie zwei Einzelpersonen wären seit Ausbruch der Pandemie an Corona erkrankt und alle inzwischen wieder genesen. Die Impfquote unter allen Personen, die dafür in Frage kommen, betrage knapp 50 Prozent. Ein im Vergleich zu anderen Flüchtlingsunterkünften im ganzen Land sehr guter Wert, auch wenn er natürlich noch höher sein könnte, stellte Hebbinghaus fest. Es sei auch bei dieser Bevölkerungsgruppe ähnlich wie im Land, erklärte sie. Es gäbe Menschen, die das Impfangebot sofort angenommen hätten. Ebenso wie andere, die es bisher ablehnten.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.