Rollende Arztpraxis auf Schulhof: Impfbus der Charité informiert über Masern und Co
Siemensstadt. Der Impfbus der Charité hat zwei Schulen im Bezirk angefahren. In der rollenden Arztpraxis informierte ein Gesundheitsteam über Masern und Co. Mit Einverständnis der Eltern konnten sich Schüler auch impfen lassen.
Ein Pieks, ein Pflaster und schon war die Prozedur vorbei. Mit nur einer Spritze ist Philip jetzt gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung und Keuchhusten geimpft. Die Auffrischung mit Kombinationsimpfstoffen ist heute einfach, wird mit zunehmenden Alter aber oft vergessen.
Um Jugendliche wie Philip mit noch fehlenden Impfungen gegen Masern, Röteln, Polio oder Mumps zu schützen, hat die Berliner Charité im Auftrag des Bundesgesundheitsministerium das Projekt „Gesundheit, Vorbeugung und Impfen an Schulen“ gestartet. In einem Impfbus fahren Experten der Charité bis Ende des Schuljahres 34 Berliner Schulen an, die zufällig ausgewählt wurden, klären dort über Infektionskrankheiten auf, checken Impfbücher und impfen Schüler.
Hochmoderner ehemaliger Linienbus als Arztpraxis
In Spandau zeigte die „rollende Arztpraxis“ als erstem Bezirk Präsenz. Eine Woche lang stand der Impfbus vor der Carlo-Schmid-Oberschule in Wilhelmstadt. Zuletzt stoppte er für drei Tage vor dem Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium am Jungfernheideweg 79. Dort wurden die Schüler zunächst im Unterricht aufgeklärt, wie wichtig Impfungen sind. Dann konnten sie sich den „Medibus“ anschauen und bei Bedarf von einer Ärztin impfen lassen – so wie Philip aus der 10. Klasse. Denn der umgebaute, zwölf Meter lange, ehemalige Linienbus hat zwei voll ausgestattete Behandlungsbereiche mit einer hochmodernen IT-Infrastruktur. Vorne, neben dem Fahrersitz, ist ein Empfangstresen installiert, in der Mitte des Busses liegt der Laborbereich, und im Heck ein abgeschlossenes Arztzimmer mit einer Liege und einem kleinen Tisch.
Weil das Projekt der Charité auch vom Gesundheitsamt Spandau und der Schulaufsicht unterstützt wird, waren neben Schulleiterin Claudia Kremer auch Gesundheitsstadtrat Frank Bewig (CDU) und Amtsärztin Gudrun Widders vor Ort. „Wir hätten das Impfbus-Projekt gern dauerhaft im Bezirk“, sagte Frank Bewig. Noch lieber aber wäre dem Stadtrat eine eigene Impfberatungsstelle im Bezirk, die auch mobil ist. Doch dafür fehlt das Personal. Amtsärztin Gudrun Widders, die Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut ist, erinnerte an den jüngsten Masernausbruch vor zwei Jahren in Berlin. Auch an Spandauer Schulen gab es damals Krankheitsfälle. Deshalb sei es so wichtig, betonte die Amtsärztin, Impflücken bei Jugendlichen zu schließen und ein gesundheitsbewusstes Verhalten zu fördern. „Wir als Gesundheitsamt können nur die Beratung leisten. Zum Impfen müssen die Schüler zu ihrem behandelnden Arzt.“ Das ist auch kein Problem. Doch gerade dann, wenn Infektionskrankheiten wie Masern akut ausbrechen, sei eine (mobile) Impfarztstelle im Gesundheitsamt von Vorteil, sagt Gudrun Widders, um schneller reagieren zu können. Das Gesundheitsamt hat eine solche Stelle zwar ausgeschrieben, die ist wegen fehlender Bewerber aber immer noch unbesetzt. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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