Früheres Kaufhaus wird erst im Sommer fertig
Plackerei am Denkmal

Stippvisite: Hans-Heider Becker, Raik Hirsch, Swen Schulz und Karen Albert-Hermann vor dem Kaufhaus.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Die Sanierung des ehemaligen Kaufhauses in der Gartenstadt Staaken zieht sich noch bis zum Sommer hin. Der Grund: Das Denkmalobjekt birgt zahlreiche bauliche Hürden.

Seit mehr als einem Jahr saniert und restauriert die gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Gartenstadt Staaken EG das frühere Kaufhaus am Heidebergplan. Ein Teil der Arbeit ist bereits geschafft. Doch die Runderneuerung des gut 100 Jahre alten Denkmalobjekts gestaltet sich für die Genossenschaft schwieriger als gedacht. „Die Sanierung der alten Bausubstanz ist an vielen Stellen unerwartet zum Hindernislauf geworden, was uns Zeit und zusätzliches Geld kostet“, informiert Raik Hirsch vom Vorstand bei einem Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD), der sich vor Ort über den Baufortschritt erkundigen will.

Dabei scheinen die Baumaßnahmen anfangs noch überschaubar. Die Genossenschaft lässt die Hausfassade in 3D scannen, um innere Schäden zu lokalisieren. Alte und neue Ziegelsteine werden auf ihre Haltbarkeit hin überprüft, Balken inspiziert, statische Expertisen erstellt und ein Holzschutzgutachten für den Dachstuhl eingeholt. Vor Beginn der Baumaßnahme stellt sich aber heraus, dass zuerst der Keller saniert werden muss, um größere Schäden an der Fassade zu vermeiden.

Vertragskündigungen,
Pleiten und Einsprüche

Kurz danach springt die Ziegelbrennerei ab. Sie sollte die 3200 Fassadensteine orginalgetreu nachbrennen. „Wir mussten mit der Suche von vorn beginnen, hatten dann aber Glück mit einer Brennerei in Werder“, sagt Architektin Karen Albert-Hermann, die mit ihrem Kollegen Hans-Heider Becker das Projekt betreut. Privat verlegte Leitungen und Kabel in einzelnen Wohnungen, lange Lieferzeiten von Baumaterialien und die Vertragskündigung einer Baufirma, die das Kellermauerwerk verpressen sollte, verzögern das Bauprojekt zusätzlich. Trotzdem ist die Genossenschaft da noch frohen Mutes, mit dem Bauvorhaben „Kaufhaus“ bis Ende 2018 fertig zu werden. Doch es kommt anders. „Nicht alle Mieter waren mit den Baumaßnahmen einverstanden“, so Raik Hirsch, was zur nächsten Terminverschiebung führt.

Im September 2018 geht es zunächst zügig weiter. Die Decke über der obersten Wohnetage wird energetisch ertüchtigt und gedämmt. Die Giebelseite und Rückseite des Gebäudes werden gereinigt, loses Material aus den Fugen gekratzt und neu verfüllt, zwei komplette Fensteranlagen im Ladenbereich des Kaufhauses erneuert und die Dachreparatur fortgesetzt. Die Arbeiten am Außenmauerwerk oben bei den fünf Glockengiebeln bringen dann die nächste Hiobsbotschaft. Die hinter dem Mauerwerkssturz liegenden zwei Stahlträger sind so stark korrodiert, dass sie ausgetauscht werden müssen. Das hätte auch den kostenintensiven Abriss der Giebel und ihren denkmalgerechten Wiederaufbau bedeutet. Die Genossenschaft zieht einen weiteren Fachmann zu Rate. „Der kam zu dem Schluss, dass die Giebel erhalten bleiben können, wenn bestimmte Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden, bevor wir die Stahlträger austauschen“, sagt Raik Hirsch. Mit dieser Variante reduzieren sich die Mehrkosten von rund 400.000 Euro auf 161.000 Euro. Die Genossenschaft stimmt zu.

Im Sommer soll alles fertig sein

Inzwischen sind die Sicherungsarbeiten an den ersten drei Giebeln abgeschlossen. Jetzt geht es mit den anderen Giebeln und dem Dach weiter. Das Gerüst hatte die Genossenschaft für ihre Mieter kurz vor Weihnachten abbauen lassen, nun wird es auf der Nordseite wiederaufgestellt. Bis zum Sommer soll das ehemalige Kaufhaus fertig saniert sein.

Aus dem Denkmalschutzprogramm des Bundes fließen dafür 100.000 Euro. Weitere 50.000 Euro steuert das Land Berlin bei. Langfristig will die Genossenschaft der Gartenstadt Staaken alle ihre rund 1163 Wohnungen und Gewerberäume sanieren. Die Gartenstadt ist als national wertvolles Kulturdenkmal mittlerweile anerkannt. Mit diesem Status ist es für die Genossenschaft leichter Geldquellen anzuzapfen. Für ihr erstes Förderprojekt, die Restaurierung der 14 Hauseingangsportale an der Hackbuschstraße, bekam sie rund 135.600 Euro aus der Bundesdenkmalpflege zugesagt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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