Planer auf dem Holzweg
Auf dem ehemaligen Flughafengelände in Tegel soll das innovative Schumacher-Quartier entstehen

Neuer Stadtteil mit Vorbildfunktion. Links unten: Tegel projekt-Chef Philipp Bouteiller bei der digitalen Präsentation am 12. November.  | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Neuer Stadtteil mit Vorbildfunktion. Links unten: Tegel projekt-Chef Philipp Bouteiller bei der digitalen Präsentation am 12. November.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der Flughafen Tegel hatte eine Bedeutung, die weit über Berlin hinaus reichte. Das soll auch nach seiner Schließung so bleiben.

Dies ist zumindest erklärter Wille von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Und die Teilnehmer des interaktiven Meetings am 12. November sahen das ähnlich. Sie alle betrachten Holz als einen wichtigen Baustein der künftigen Entwicklung des früheren Flughafen-Areals. Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, hatte das Vorhaben, wie berichtet, bereits vor einigen Wochen bei einem Treffen mit der Initiative Reinickendorf skizziert. Vor allem beim Bau des Schumacher-Quartiers soll Holz das bevorzugte Material sein – mit einem Anteil von 50 Prozent im ersten und 70 bis 90 Prozent in den weiteren Bauabschnitten.

Ausgangspunkt für diese Holz-Offensive war die Idee, bei den Planungen neue und innovative Wege einzuschlagen. Vor allem solche, die neue Wirtschaftsfelder erschließen oder ausbauen und gleichzeitig für Nachhaltigkeit stehen. Das führte irgendwann zum Baustoff Holz. Die Tegel Projekt GmbH ist überzeugt, dass sich auf diese Weise in Berlin ein neuer Industriezweig etablieren könnte. Und die Nachfrage, hier konkret für das Schumacher-Quartier, sorge nicht nur für eine Menge Aufträge, das Ganze könnte auch Vorbild für ähnliche Vorhaben werden.

Digitalisierung und Vernetzung in der "Bauhütte 4.0"

Aber zunächst musste geklärt werden, wie realistisch das ist. Holger Kohl, unter anderem am Fraunhofer-Institut stellvertretender Leiter des Bereichs Produktionsanordnung und Konstruktionstechnik, hat dazu mit anderen eine Machbarkeitsstudie erstellt. Das Ergebnis: Die große Holz-Innovation kann gelingen, wenn vor allem ein ganzheitlicher und vernetzter Ansatz zu Grunde gelegt wird. Das, was sich hier unter dem Begriff "Bauhütte 4.0" summiert, ist eine Art Forschungslabor, in dem sich Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über technische Herausforderungen und Verarbeitungsmethoden austauschen sollen. Unter heutigen Bedingungen gehört dazu vor allem die Digitalisierung, worauf bereits das 4.0 verweist. Von Computer basierter Vorfertigung und horizontal vernetzten Wertschöpfungsketten sprach Holger Kohl in diesem Zusammenhang, auch von einer „Forschungsfabrik“ nicht zuletzt im Zusammenwirken mit den geplanten wissenschaftlichen Einrichtungen, die in der Urban Tech Republik in Tegel entstehen sollen.

Der Holzbau ist derzeit noch rund zehn Prozent teurer als konventionelle Verfahren. Das muss sich aber schon deshalb ändern, weil gerade im Schumacher-Quartier ein großer Anteil an preisgünstigen Wohnungen vorgesehen ist. Mehr als ausreichend vorhanden ist der Rohstoff. Das hob Denny Ohnesorge, Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie, hervor. Allein in den Brandenburger Wäldern wachse innerhalb von 50 Tagen so viel Holz nach, das den Bedarf für jährlich 17.000 Berliner Wohnungen decken würde, rechnete er vor. Schwieriger sei es eher, dass regionale Firmen auf Großprojekte bisher nicht eingestellt seien. Auch in Berlin seien derzeit vor allem Unternehmen aus Süddeutschland oder dem Ausland unterwegs. Gerade lokale Firmen sollten aber im künftigen Konzept eine Rolle spielen, findet Ohnesorge.

Widerstandsfähig gegen Feuer

Manche naheliegenden Einwände gegen den Baustoff Holz lassen sich ebenfalls entkräften, wie zum Beispiel in Sachen Brandschutz. So unterstrich die Architektin Elise Pischetsrieder, dass sich Holz als relativ widerständig gegen Feuer erweise. Pischetsrieders Büro "weberbrunner architekten zürich & berlin" hat vor allem in der Schweiz schon mehrere Holz-Wohnquartiere errichtet. Wenn mit vorgefertigten Teilen gearbeitet werden könne, gehe der Bau sogar schneller als bisher. Auch das sei bereits ein Kostenfaktor.

Noch etwas dauern wird es mit dem Schumacher-Quartier trotzdem. Nach Angaben von Philipp Bouteiller werden die ersten Bewohner dort nicht vor 2026 einziehen. Insgesamt sollen es am Ende rund 10 000 werden, verteilt auf mindestens 5000 Wohnungen.

Neuer Stadtteil mit Vorbildfunktion. Links unten: Tegel projekt-Chef Philipp Bouteiller bei der digitalen Präsentation am 12. November.  | Foto: Thomas Frey
Vorwiegend auf Holz gebaut. Simulation des künftigen Schumacher-Qiartiers. | Foto: Tegel Projekt GmbH
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 91× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 69× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 166× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 562× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.