Flüchtlingsheim an der Netzestraße: Verband stellt Projekte auf ehemaligen Friedhöfen vor

Skizze der Flüchtlingsunterkunft am Tempelhofer Feld, die im nächsten Spätsommer bezogen werden soll. | Foto: Schilp
  • Skizze der Flüchtlingsunterkunft am Tempelhofer Feld, die im nächsten Spätsommer bezogen werden soll.
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Neukölln. Auf dem hinteren Teil des Jerusalem-Kirchhof V an der Netzestraße wird im kommenden Jahr eine Flüchtlingsunterkunft gebaut. Der evangelische Friedhofsverband stellte das Projekt nun der Öffentlichkeit vor.

Zu Beginn eines Rundgangs räumte Ekkehard Gahlbeck mit Gerüchten auf, die laut des Pfarrers von der NPD und Teilen der AfD gestreut wurden: „Nein, hier werden nicht 500 bis 600 Flüchtlinge in Containern leben.“ Geplant sei ein U-förmiges Gebäude, das mit sechs Geschossen etwa so hoch sei wie die benachbarten Häuser. Baubeginn ist im kommenden Frühjahr, im Spätsommer sollen die Menschen einziehen.

Gefertigt wird der Bau aus gedämmten Vollholzmodulen, die Arbeiter auf der Baustelle in einem Zelt zusammenschrauben. So können viele Lkw-Anlieferfahrten über die Netzestraße vermieden werden. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. In der Gemeinschaftsunterkunft für 130 Flüchtlinge werden die Menschen in Ein- bis Vierzimmer-Appartements mit eigenen Küchen und Bädern leben. Die Trägerschaft übernimmt das Diakonische Werk Simeon.

Der andere Teil bietet Platz für 70 Geflüchtete, deren Asylantrag anerkannt und deren Aufenthaltsstatus geklärt ist. Sie bekommen ganz normale Mietverträge mit verschiedenen sozialen Trägern, die jeweils eine Etage mieten. Außerdem wird es noch eine Begegnungsstätte mit Café für die Bewohner sowie für die Anwohner geben. Betreiben will es ein Kooperationsverbund, zu dem auch das Quartiersmanagement (QM) Schillerpromenade und der Verein zum Erhalt der benachbarten Zwangsarbeiter-Gedenkstätte gehören. Auf dem Friedhof passiert in den kommenden Jahren aber noch mehr.

Die 30-jährige sogenannte Pietätsfrist läuft nach und nach aus. Dann darf auch auf anderen Flächen gebaut werden. „In fünf Jahren werden dort drei weitere Wohnhäuser mit sozialverträglichen Mieten stehen“, blickt Ekkehard Gahlbeck in die Zukunft. Langfristig kämen weitere Baufelder bis etwa 40 Meter vor der Kapelle dazu.

Das kleine Gotteshaus soll weiterhin von der Bulgarisch-orthodoxen Gemeinde genutzt werden. Sie plant, direkt an der Hermannstraße ihr Europazentrum mit Gemeindehaus sowie Seniorenwohnungen zu bauen. Die heutigen Baracken verschwinden, mit den derzeitigen Mietern will der Friedhofsverband Gespräche über Ersatzangebote führen, so Gahlbeck. Insgesamt sollen etwa 45 Prozent des Jerusalem-Friedhofs bebaut werden. Bei allen Projekten sind Bürgerbeteiligungen vorgesehen.

St. Jerusalem ist nur ein Teil des „Integrierten Friedhofsentwicklungskonzepts“ (IFEK) für die Hermannstraße. So wird der Neue St.-Thomas-Kirchhof zu einem Park umgestaltet. Das Land Berlin hat das gesamte Areal im Oktober als Ausgleichsfläche gekauft. Weil durch den Weiterbau der Stadtautobahn Grün vernichtet wird, muss an anderer Stelle neues geschaffen werden – so will es das Gesetz. Auf dem Neuen St.-Jacobi-Kirchhof wird der Bezirk eine Grundschule errichten. Auch eine muslimische Begräbnisstätte ist im Gespräch. sus

Wer mehr über das Entwicklungskonzept erfahren möchte, kann sich auf der Internetseite des QM Schillerpromenade informieren: http://asurl.de/135q+.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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