Erfinder aus dem Kiez schreibt Geschichte
Alt-Hohenschönhausen. Das einstige Gutshaus an der Hauptstraße 44 war der Wohnsitz von Paul Schmidt. Der bahnbrechende Erfinder schien fast vergessen. Im Sommer soll nun ein echtes Museum an ihn erinnern. Mit der Serie "Unser Kiez - Rund um die Konrad-Wolf-Straße" hat die Berliner Woche den Machern des Museums vorab einen Besuch abgestattet.
"Tragbares Licht – das war ein Meilenstein in der deutschen Technologiegeschichte", sagt Rüdiger Schwarz. Was heute zu jedem Haushalt selbstverständlich dazu gehört, das hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein Hohenschönhausener einfallen lassen. Der Erfinder Paul Schmidt war einst Hausherr des Gutshauses in der Hauptstraße 44. Das Haus existiert noch heute. Der Erfinder dagegen ist fast vergessen. "Es war Paul Schmidts Geschichte, die vor rund zwanzig Jahren auch die Gründung des Fördervereins Schloß Hohenschönhausen mitinitiierte", erklärt der heutige Vereinsvorsitzende, Rüdiger Schwarz.
Seitdem bemüht sich die Organisation nicht nur um die Sanierung des ehemaligen Gutshauses und Wohnsitzes von Schmidt. Die Mitglieder haben in mühevoller Arbeit auch Erstaunliches über die Vita des Tüftlers herausgefunden. Nicht zuletzt ist der Verein auch in Besitz einer Sammlung von über 1000 Exponaten, die mit dem Unternehmen "Daimon" in Verbindung stehen. Es ist die Marke, die von Paul Schmidt gegründet wurde und bis heute Bekanntheit in aller Welt genießt. Im Sommer soll im Schloss nun ein "Daimon-Museum" an den Erfinder, Unternehmer und Hausherrn erinnern. Es wird die erste museale Einrichtung dieser Art in Deutschland. "Schmidt war der letzte private Besitzer des Schlosses Hohenschönhausen, deshalb wollen wir mit einem Museum die Erinnerung an ihn weiter lebendig halten", sagt Schwarz.
Der Erfinder wohnte hier zwischen 1910 und 1929. Da waren seine bahnbrechendsten Erfindungen bereits patentiert. Paul Schmidt machte bereits 1906 mit der Erfindung der Taschenlampe das Licht tragbar. Und schon 1896 gelang es ihm mit der Erfindung der Trockenbatterie, Energie zu speichern und damit mobil zu machen. Bis dahin hatte Schmidt allerdings viele Fehlschläge verkraften müssen. Er hatte so einiges ausprobiert, um einen solchen Energiespeicher zu schaffen. Sein Ziel war es, Säure in einen festen Zustand zu bringen und so den von Alessandro Cont di Volta (1745-1827) erfundenen flüssigen Energiespeicher handhabbar zu machen. Jahrzehntelang hatten sich andere Erfinder an dieser Problemlösung versucht. Und auch Schmidt experimentierte zunächst erfolglos mit allerlei Stoffen: von Sägespänen, über Gelatine bis hin zu Gips waren alle Versuche vergebens. Die Säure war nicht in einen festen Zustand zu bringen. Erst der Zufall kam dem Erfinder zu Hilfe. Als er seine Frau beim Backen des Sonntagskuchens beobachtete, fiel ihm die flüssigkeitsbindende Wirkung von Weizenmehl auf. Damit war die Erfindung der Trockenbatterie gemacht. "Schmidt hat mit der Erfindung der Trockenbatterie eine Schlüsseltechnologie weiterentwickelt, die bis heute hochaktuell ist", weiß Rüdiger Schwarz. Dabei war Schmidt mehr als bloß ein kluger Tüftler.
Mit der Errichtung der "Elektrotechnischen Fabrik Schmidt & Co", die den Zusatznamen "Daimon" erhielt, war Schmidt auch einer der bedeutenden Berliner Unternehmer. Schon 1903 nahm der Betrieb in der Chausseestraße 82 in Wedding die Produktion von Batterien und Glühlampen auf. Später zog die Produktionsstätte an die Sellerstraße 13. Auch wenn die "Daimon"-Marke nicht mehr in Familienhand ist, sie lebt weiter. Seit 2005 gehört sie dem US-Konzern "Procter & Gamble".
In Hohenschönhausen will der Verein an die Anfänge der Marke erinnern: "Was kaum einer weiß: Paul Schmidt erfand auch das erste "Handy" Deutschlands", erklärt Schwarz und schmunzelt. Es ist eines der ungewöhnlichsten Exponate im Besitz des Fördervereins: Das Schmidt'sche "Handy" ist eine futuristische Taschenlampe. Zu sehen gibt es das ungewöhnliche Ausstellungsstück ab Sommer diesen Jahres. Die Eröffnung des Daimon-Museums ist im Juli geplant. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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