Am 1. Mai 1955 eröffnete der Restaurantneubau
Joachim Filzhuth (91) war als Bauleiter dabei. Kurz zuvor hatte der gelernte Zimmermann an der Bauschule in Schöneberg seine Prüfung abgelegt. Weil wegen des Arbeiteraufstands vom 17. Juni 1953 die Sektorengrenzen gesperrt waren, brauchte er als Ostberliner einen besonderen Passierschein. "Als wir 1954 auf die Baustelle kamen, waren die Kriegsruinen bereits verschwunden und die Fundamente gelegt. Die Pläne für das Restaurant stammten von Hermann Henselmann, der ein klassisches Gartenrestaurant errichten wollte. Damals gab es keine Selbstbedienung, die Kellner sollten aus dem Erdgeschoss direkt zu den Tischen laufen können", erinnert er sich.
Das Untergeschoss des Neubaus verlief zu ebener Erde. Nur für den Bierkeller gab es eine Teilunterkellerung, schon wegen des hohen Grundwasserstands. Der Rest des Hauses ruht auf einem Betongewölbe. "Da kam man nur durch eine Luke rein. Elektriker und Installateure mussten mit Material und Werkzeug durchkrabbeln. Und der eine oder andere Handwerker hat da wohl sogar ein Mittagsschläfchen gemacht", sagt Joachim Filzhuth. Aus seiner Dachkammer hat er ein Fotoalbum geholt. Die nun schon 60 Jahre alten Bilder zeigen das Baugeschehen, darunter auch eine Frühstückspause auf dem Dachstuhl mit dem damals bei Bauleuten durchaus noch üblichen Bierchen.
Der Miterbauer von Zenner kann auch die Frage beantworten, was es mit dem Aussichtsturm gleich neben dem Parkplatz auf sich hat. "Das war nur Tarnung für den Schornstein, der nicht den Treptower Park verschandeln sollte. Wir haben sogar eine Treppe aus Fertigteilen eingebaut, was wegen der Enge schwierig war", berichtet der Bauleiter.
Somit kann mit der Legende aufgeräumt werden, dass der Turm als Ausguck oder gar Zielrichterturm bei Wassersportveranstaltungen genutzt wurde. Auch heute kommt kein Mensch die Treppen hoch. "Das haben schon einige probiert, manche wollten dort sogar eine Galerie einrichten, aber es ist wirklich viel zu eng", erzählt der jetzige Zenner-Wirt Frank Kühl.
Am 1. Mai 1955 wurde das Zenner-Restaurant feierlich eröffnet. Das 60. Jubiläum soll am Spreeufer festlich begangen werden.
Natürlich hat Zenner auch eine Vorgeschichte. Im Jahr 1822 wurde an dieser Stelle das Magistrats-Kaffeehaus eröffnet, das nach Plänen von Carl Ferdinand Langhans errichtet worden war. Ende des 19. Jahrhunderts übernahm ein Wirt mit Namen Zenner das Haus. Es wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört.
Geschichte ist auch das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem Wirt ins Leben gerufene Höhenfeuerwerk "Treptow in Flammen". Seit Jahren fand es nur noch als Anhang des Treptower Hafenfestes statt, bis es im Frühjahr 2014 vom Veranstalter Stern und Kreis Schiffahrt aus Kostengründen abgeschafft wurde.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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