Von der Bühne ins Internet verlegt
Die Künstlerin Maike Bartz über die Entstehung des Video-Films „Hin und Her“

Maike Bartz gründete 2002 die Tanzschule "Balance Arts", die im Gebäude des Theaters am Park untergebracht ist. Seit 1986 lebt sie in Berlin. Aufgewachsen ist sie in der thüringischen Kulturstadt Meiningen. | Foto: Philipp Hartmann
3Bilder
  • Maike Bartz gründete 2002 die Tanzschule "Balance Arts", die im Gebäude des Theaters am Park untergebracht ist. Seit 1986 lebt sie in Berlin. Aufgewachsen ist sie in der thüringischen Kulturstadt Meiningen.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

„Ich habe mir das ganz anders vorgestellt, bin aber total zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Maike Bartz. Die Leiterin und Gründerin der Tanzschule Balance Arts am Frankenholzer Weg blickt zurück auf die Entstehung eines Stücks, das es höchstwahrscheinlich so nie wieder geben wird.

Die Tänzerin und Schauspielerin gibt auch an der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf Kurse im Theaterspiel. Mit dem dort gebildeten Laienensemble „TAPerlapapp“ wollte sie die groteske Posse „Hin und Her“ des ungarischen Autors Ödön von Horvath auf die Bühne bringen. Zum Ensemble gehören unter anderem eine Kindergärtnerin, eine Studentin, ein inzwischen pensionierter Bauingenieur und ein angehender Lehrer für Kunst und Darstellendes Spiel. Das jüngste Mitglied ist 16, das älteste 66 Jahre alt.

Im Herbst vergangenen Jahren begannen die Proben. „Das Bühnenkonzept war fertig und ich hatte sehr schräge Kostüme geplant“, erzählt Bartz. Auch der Premierentermin stand schon fest. Doch dann kam der Lockdown. Wochenlang in der Wohnung auszuharren und stillzusitzen, liegt Maike Bartz indes gar nicht. Sie geht viel spazieren, schwimmt gerne und unterrichtet ein junges Ensemble in zeitgenössischem Tanz. So hält sie sich fit, was wichtig für sie ist, denn ihre Art des Theaterspielens ist, wie sie sagt, „eine sehr körperliche Arbeit“.

Doch nicht nur die fehlende Bewegung bereitete ihr während der schwierigen Wochen der Corona-Einschränkungen Kopfzerbrechen. Noch immer weiß niemand, wie die Kulturszene die Pandemie überstehen und danach aussehen wird. Für eine Tänzerin und Theatermacherin wie Maike Bartz aber war klar, dass sie die Proben mit ihren Darstellern fortführen wollte. Der Kontakt sollte aufrechterhalten bleiben. „Wir haben uns dann zu einer Videokonferenz verabredet und ich habe abstimmen lassen. Alle wollten weiterproben und haben dafür ihre Daumen in die Kamera gehalten. Da war ich so gerührt. Dieses Bild werde ich nie vergessen“, sagt sie. Fortan fanden die Proben im digitalen Raum statt. Ihre Tänzer forderte Maike Bartz auf, sich beim Sprechen nicht hinzusetzen, sondern in Bewegung zu bleiben – ungefähr so, wie sie ihre Rollen auch im Studio üben würden. „Sie mussten richtig vor der Kamera herumturnen.“

Nach der anfänglich „einschüchternden Situation“ durch den Lockdown kehrte bei Maike Bartz schnell die Begeisterung zurück. Mit ihrer motivierenden Art zog sie ihr Ensemble mit. Um „Hin und Her“ doch noch aufführen zu können, überlegte sie sich eine ausgefallene Lösung. Jeder wurde einzeln ins Studio geladen, um seine Rolle zu spielen und sich dabei filmen zu lassen.

Das sei natürlich nicht so leicht gewesen, betont Maike Bartz. „Man kann nicht auf die andere Person reagieren, wenn man allein auf der Bühne steht.“ Daher übernahm sie, wenn nötig, den Gegenpart. Trotz der ungwohnten Bedingungen konnten alle Aufnahmen in nur einem Tag gemacht werden. Anschließend wurden die Szenen zu einem Film zusammengeschnitten. Das Außergewöhnliche dabei ist der Split-Screen-Modus. Wer sich das Stück ansieht, bekommt einen in neun Rechtecke geteilten Bildschirm zu sehen, wobei jedes Kästchen für einen der neun Schauspieler steht. Im Laufe der Handlung tauchen dort immer nur diejenigen auf, die an der jeweiligen Szene beteiligt sind. Alle anderen Bereiche des Split Screens bleiben währenddessen leer.

Ein besonderes Erlebnis war für Maike Bartz dann der Tag, an dem sich das „TAPperlapapp“-Ensemble das fertige Video gemeinsam anschaute. „Wir haben uns in einem Garten getroffen, jeder hat etwas zu essen mitgebracht und wir haben uns gegenseitig gefeiert. Das war ein total schöner Abend.“ Die Proben sollen auch in Zukunft weitergehen, denn irgendwann soll das Stück doch noch vor Publikum gespielt werden. In jedem Fall kann Maike Bartz rückblickend für immer eine einmalige Geschichte erzählen.

Das Video zu „Hin und Her“ von Ödön von Horváth kann noch bis zum 28. Juli auf You Tube unter https://bwurl.de/15bb angesehen werden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 211× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 977× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 636× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.126× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.012× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.