Über die Abgründe des menschlichen Tuns
Galerie in Schloss Biesdorf präsentiert Ausstellung des Malers und Grafikers Ronald Paris

Der Künstler Ronald Paris gibt in der kommunalen Galerie Schloss Biesdorf einen Überblick über sein bisheriges Lebenswerk.  | Foto: hari
  • Der Künstler Ronald Paris gibt in der kommunalen Galerie Schloss Biesdorf einen Überblick über sein bisheriges Lebenswerk.
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Nach den Corona-Lockerungen ist auch der Besuch von Ausstellungen wieder möglich. Die kommunale Galerie Schloss Biesdorf eröffnet als erstes eine Ausstellung mit Arbeiten von Ronald Paris.

Die Ausstellung signalisiert, dass die Galerie in die erste Reihe der Berliner Ausstellungsorte drängt. Ronald Paris, geboren 1933, ist einer der bekanntesten und bedeutendsten ostdeutschen Künstler. Obwohl er mit Wolf Biermann befreundet war, blieb er nach dessen Wiedereinreiseverbot in der DDR. Mitunter aus politischen Gründen angegriffen, war sein Rang unter den Künstlern der DDR jedoch unumstritten.

Die Ausstellung in Schloss Biesdorf ist als Retrospektive angelegt. Sie zeigt einen Überblick über das bisherige Schaffen des Künstlers. Sie umfasst Gemälde und Zeichnungen, Grafiken und Collagen, Glasmalerei, Gobelins, Bühnenbilder sowie baubezogene Arbeiten im öffentlichen Raum.

Ein Merkmal der Arbeiten von Paris ist das Verlangen, den Menschen von seinem Wesen her gestalterisch zu fassen. Mit dieser Haltung versucht er, hinter die Gründe und Abgründe menschlichen Tuns zu blicken. Hierzu nutzt er die Landschaft und die menschliche Gestalt, aber auch geschichtliche Zusammenhänge. Seine Bilder und Grafiken sind häufig von Literatur, dem Theater und Reisen inspiriert. Dabei sucht er nicht selten den Rückgriff auf antike Mythen und Gestalten. Gestalten aus Dramen wie von Shakespeare oder Volker Braun greift er auf und versucht sich an ihnen in eigenen künstlerischen Deutungen. Mythischen Gestalten wie beispielsweise Prometheus, Odysseus oder Kassandra stellt mit ihnen menschliche Grundthemen in den Kontext der Gegenwart.

Ein bedeutsamer Teil seines Werkes sind Porträts. An den Dargestellten wie Hanns Eisler oder Heiner Müller wird nicht nur die Affinität des Malers zum Theater deutlich, sondern auch wie Paris das von ihm Gesehene eindrucksvoll verdichtet. Auch seine Porträts sind Provokationen. Für seine Darstellung des Arbeitersängers Ernst Busch als alten, müden Mann beispielsweise erntete Paris in der DDR Ende der 1960er-Jahre heftige Kritik.

Eine wichtige Lebensstation von Paris sind seine Jahre als Meisterschüler von Otto Nagel (1894-1967). Paris engagiert sich auch für das Gedenken an seinen ehemaligen Lehrer. So beteiligt er sich an den Veranstaltung des im September vergangenen Jahres vom Bezirk ausgerufenen Otto-Nagel-Jahres. Bei Auftritten in Schloss Biesdorf bekannte er sich erneut den Traditionen eines Realismus in der Kunst, der kritisch mit den Zuständen in ihrer Gegenwart umgeht.

Die Ausstellung zu Ronald Paris hat den Titel "Bilder vom Sein - Arbeiten aus sechs Jahrzehnten". Sie wird am Sonntag, 14. Juni, eröffnet und ist im Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, bis 20. August zu sehen. Eine Vernissage gibt es wegen der Corona-Einschränkungen nicht. Öffnungszeiten sind Sa-Do von 10 bis 18 Uhr, Fr von 12 bis 21 Uhr.

Mehr Inforamtionen zur Ausstellung gibt es auf www.schlossbiesdorf.de.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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