Ende einer Ära: Letzter Rias-Sendemast gesprengt
Britz. Am 18. Juli um 14 Uhr verschwand eines der letzten Relikte des West-Berliner Hörfunks: der 160 Meter hohe Sendemast des Deutschlandradios, der zu den höchsten Bauwerken der Stadt gezählt hat.
Einen riesigen Knall gab es nicht, als der 55 Tonnen schwere Turm am Sonnabendnachmittag in gut zehn Sekunden zu Boden ging. Nachdem Spezialisten zwei der vier stützenden Anspannseile gesprengt hatten, landete der 1961 errichtete Mast planmäßig auf einer Freifläche.
Innerhalb der nächsten Tage wird nun der Korpus zerteilt und abtransportiert. Teile des dazugehörigen Kupfererdnetzes, das einen Radius von 120 Metern hat, werden aus dem Boden entfernt. Alle Teile werden recycelt.
„Die Sprengung des Sendemastes war aus Kostengründen notwendig“, erklärt Carsten Zorger, Abteilungsleiter für Kommunikation und Marketing bei Deutschlandradio. Auf dem Gelände, wo vor zwei Jahren der Betrieb des Senders eingestellt worden war, habe man rund um die Uhr einen Wachschutz benötigt.
Mit den Worten „Hier ist Rias Berlin, der Rundfunk im amerikanischen Sektor. Sie hören uns auf der Mittelwelle 611 Kilohertz“ ging der Rias am Britzer Damm am 4. September 1946 on Air. Im Laufe der Jahre entstand hier Europas leistungsstärkster Mittelwellensender, mit auch die DDR-Störanlagen überwunden wurden. Die Wende brachte Umstrukturierungen mit sich. Der Rias, der bundesdeutsche Deutschlandfunk und der DDR-Rundfunk Deutschlandsender Kultur fusionierten 1994 zum Deutschlandradio.
Doch die Zeiten der Mittelwelle sind vorbei, der Sender setzt auf das Digitalradio DAB. „Es kann schon zu 90 Prozent in Deutschland gut empfangen werden und ermöglicht ein wesentlich umfangreicheres Programmangebot“, so Carsten Zorger.
Schon vor 2007 war der Betrieb in Britz weitgehend eingestellt worden, im September 2013 schaltete man endgültig ab. Gesendet wird jetzt nur noch vom Fernsehturm am Alexanderplatz, in den nächsten Jahren wohl auch noch in UKW. Das Gebäude und die Lagerräume in Britz werden bis Jahresende für Veranstaltungen und Hörfunkproduktionen genutzt. Ab Januar 2016 soll das Gelände den Eigentümer wechseln. Wer es kauft, steht noch nicht fest. SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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