Ehrlich durchs Leben gegangen
Kundgebung und Erinnerung an einen berühmten Widerstandskämpfer

Am Haus Weserstraße 168 erinnert eine Tafel an Heinz Kapelle, der mit 27 Jahren ermordet wurde. | Foto: Schilp
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Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Deshalb gibt es am Sonntag, 8. September, eine Kundgebung in der Hufeisensiedlung. Erinnert wird auch an den Widerstandskämpfer Heinz Kapelle, der in Neukölln lebte.

Kapelle, gelernter Drucker, trat als 18-Jähriger in den Arbeitersportverein „Fichte“ und in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands ein. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, stellte er in Neukölln verbotenes Informationsmaterial her und half bei der Verbreitung.

Er wurde verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach der Entlassung machte er mit der illegalen Arbeit im Südosten Berlins weiter. Auf Flugblättern warnten er und seine Genossen vor einem drohenden Krieg. Als Kapelle Mitte 1938 Arbeit in einer Druckerei fand, nutzte er auch dort die Möglichkeiten, um Schriften herzustellen.

Er war am Aufbau einer antifaschistischen Gruppe beteiligt, zu der 1939 rund 60 junge Frauen und Männer gehörten, die meisten lebten in Neukölln, einige auch in Kreuzberg, Treptow oder Tempelhof. Sie hatten durchaus unterschiedliche Weltanschauungen, sie kamen aus dem längst verbotenen Kommunistischen Jugendverband, der Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAJ) und der katholischen Jugend. Es einte sie der Wille und Mut zum Widerstand gegen die Nazis.

Am 8. September 1939, wenige Tage nach Beginn des Krieges, verteilte die Gruppe das selbst hergestellte Flugblatt „Ich rufe die Jugend der Welt“. Die Gestapo suchte und verhaftete sechs Wochen später Heinz Kapelle und fünf weitere Widerstandskämpfer. Kapelle wurde schikaniert und gefoltert, doch er gab keine Namen von Mitkämpfern preis. Nach qualvollen Monaten in der Todeszelle wurde er am 1. Juli 1941 in Plötzensee ermordet. Seine letzten Zeilen an seine Eltern lauteten: „Ihr wisst, dass ich aufrichtig und ehrlich durchs Leben gegangen bin und bis zur letzten Stunde mir selbst treu bleiben werde.“

Veranstalter des „Tages der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ ist die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Die Kundgebung beginnt um 11 Uhr an der Fritz-Reuter-Allee 46. Dabei wird auch der Forderung, einen Untersuchungsausschuss zu den rechten Anschlägen in Neukölln einzurichten, Nachdruck verliehen (die Berliner Woche berichtete). Danach steht ein Fahrradkorso zu den Orten von Verfolgung und Widerstand an – zu Ehren von Heinz Kapelle.

Weitere Infos zu der Veranstaltung am 8. September sind zu finden unter https://bwurl.de/14i7.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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