Verkehrte Welt?
Schulinspektionsbericht sagt aus, Friedrich-Bergius-Schule sei Problemschule

Freude über den Beginn der Sommerferien? Nicht an der Friedrich-Bergius-Schule. Ein Bericht der Berliner Schulinspektion sorgt dort für Unverständnis und Empörung.

Die Inspektoren haben die Integrierte Sekundarschule (ISS) am Perelsplatz besucht. Ihr Lob: ein fast perfektes Unterrichtsklima, „angstfreies“ Lernen, gute Schülerleistungen – bei einem 77-prozentigen Anteil von Migrantenkindern und über 50 Prozent Kindern aus Familien, die Hilfen vom Staat erhalten. Ihre Kritik jedoch: zu viel Frontalunterricht – 84 Prozent –, ein zu „lehrerzentrierter“ Unterricht, zu wenig Frei- und Gruppenarbeit, angeblich weder individuelle Förderung noch eine „Umsetzung des Inklusionsgedankens“ an der Schule. Die Bewertung am Ende lautet: Die Friedrich-Bergius-Schule ist eine Schule „mit erheblichem Entwicklungsbedarf“, sozusagen eine Problemschule.

Kann das sein? Waren die Inspektoren einer anderen Schule gleichen Namens? Die Friedrich-Bergius-Schule genießt hohes Ansehen. Delegationen aus dem Ausland reisen an, um das Rezept für den Erfolg zu erfahren. Sie ist bei Eltern und Schülern beliebt und besitzt große Ausstrahlung in den Ortsteil Friedenau. Schuldirektor Michael Rudolph, das Kollegium, Eltern und Schüler sind fassungslos. Die großen Parteien in Tempelhof-Schöneberg sind es auch.

Schwerpunkte falsch gesetzt

Christian Zander von der CDU-Fraktion in der BVV urteilt: „Das ist doch verkehrte Welt.“ Die Bewertung der Schulinspektion sei ein Armutszeugnis für die Berliner Schulpolitik und ein klares Zeichen für eine verfehlte Schwerpunktsetzung in der Bildungspolitik. In seltener Eintracht mit der CDU äußern sich die Grünen. „Wenn eine Schule unter schwierigsten Bedingungen überdurchschnittliche Lernerfolge erzielt, hat sie es verdient, von der Schulverwaltung zum Weitermachen ermutigt zu werden und braucht keine Nackenschläge durch ungerechtfertigte Negativ-Bewertungen“, kommentiert deren schulpolitische Sprecherin, Martina Zander-Rade.

Auch von der SPD-Fraktion ist ein Lob für die „sehr gute Arbeit“ der Friedrich-Bergius-Schule zu vernehmen. „Wir können die Aussagen der Schulinspektion kaum nachvollziehen“, sagt der Vorsitzende der Fraktion in der BVV, Jan Rauchfuß.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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