Eltern arbeiten ehrenamtlich in der Kita mit

Jutta Zabel (links) betreut einmal im Monat gemeinsam mit Bärbel Würfel die Kinder in der Eltern-Kind-Gruppe "Zum guten Hirten". | Foto: KT
  • Jutta Zabel (links) betreut einmal im Monat gemeinsam mit Bärbel Würfel die Kinder in der Eltern-Kind-Gruppe "Zum guten Hirten".
  • Foto: KT
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Friedenau. Fröhliche Kinderstimmen schallen aus den offenen Fenstern im ersten Stock des Gemeindehauses der Evangelischen Kirche "Zum guten Hirten". Die Kita-Kinder sitzen im Kreis zum gemeinsamen Singen.

"Das Besondere an diesem Kindergarten ist, dass die Eltern mitarbeiten", erklärt die Leiterin Bärbel Würfel. Immer eine Mutter oder ein Vater ist dabei, wenn die 16 Kinder von 8 bis 13 Uhr in der Kita betreut werden. "Die Eltern haben sich für diese Form der Kita entschieden, weil sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen", erklärt Bärbel Würfel diese Eltern-Kind-Gruppe in der Bundesallee 76a. Nach einem Monatsplan werden die Kita-Leiterin und ihre Mitarbeiterin von Eltern unterstützt. Dadurch kommen viele neue Ideen in den Kindergarten. "Wir haben Eltern, die gern vorlesen, mit den Kindern Musik machen oder kleine Experimente", sagt Bärbel Würfel.

"So viele neue Ideen kann eine Erzieherin gar nicht haben." Ein Vater ist Physiker und hat extra für die Kita kleine Experimente entwickelt. Die Eltern vertreten ganz unterschiedliche Berufsgruppe. Vom Rechtsanwalt über den Arzt bis zum Handwerker ist alles vertreten.

"Ohne die Eltern läuft in der Kita nichts", meint Bärbel Würfel. Sie helfen überall in der Einrichtung. Jutta Zabel ist eine Mutter, die gerade in der Kita mithilft. Sie hat vor drei Jahren ihren Sohn in den Kindergarten gebracht. "Ich finde es schön, hier meinen Sohn aufwachsen zu sehen", erläutert die Mutter. "Ich kann auch seine Freunde beim Spielen kennenlernen und sehe, wie sie groß werden." Jutta Zabel arbeitet freiberuflich und kann sich ihre Zeit einteilen. Nach dem Plan ist jedes Elternteil einmal im Monat in der Kita, und "diesen Vormittag kann ich mir frei halten".

Bärbel Würfel verweist darauf, dass diese Eltern-Kind-Gruppe "ein einzigartiges Projekt in Berlin ist." Es gab einmal fünf dieser Eltern-Kind-Gruppen in Schöneberg, inzwischen sind es aber nur noch zwei. "Die Eltern arbeiten hier wirklich ehrenamtlich mit", erklärt Bärbel Würfel, "sie erhalten keine Aufwandsentschädigungen oder andere Vergütungen."

Aber die Eltern machen es gern, um viel Zeit mit ihren Kindern in den ersten sechs Lebensjahren zu verbringen. Für Eltern werden auch Kurse und Weiterbildungen angeboten. "Das können sie jederzeit machen, um sich noch besser mit den Kindern zu beschäftigen."

Nur ein Problem hat die Kita "Zum guten Hirten". "Wir werden durch den Senat benachteiligt", sagt Bärbel Würfel. Während vergleichbare Kitas, in den die Kinder halbtags betreut werden, 425 Euro pro Kind Betreuungsgeld vom Senat bekommen, erhält dieser Kindergarten nur 276 Euro.

"Unsere Einrichtung wird bestraft, weil die Eltern hier mithelfen." Bärbel Würfel hat sich schon an die Bezirksverordneten und an den Jugendhilfeausschuss gewandt, aber "bisher hat sich keiner gerührt."

Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 222× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 38× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.