Kulturverein organisiert dritte Friedenauer Lesenacht
Hier kommt man sonst nicht rein: Eine Werkstatt von Produktdesignern in der Benningsenstraße wird am Sonnabend zur Lesestube und öffnet ihre Türen. Und auch dort sind viele sicher noch nie gewesen: Im Kammermusiksaal Friedenau in der Isoldestraße stellt ein Autor sein Buch vor. Und da schließlich macht man sonst etwas ganz anderes: In einem Fitnessclub in der Rheinstraße wird am Sonnabendabend ebenfalls gelesen. Die 16 Orte, die zum Schauplatz der inzwischen dritten Friedenauer Lesenacht werden, sind keine typischen Lesebühnen. Sondern Plätze im Kiez, die zum jeweils vorgestellten Stoff passen. "So können die Besucher nicht nur die Bücher kennenlernen, die in Berlin entstanden sind, sondern auch zahlreiche Orte in Friedenau, an die man sonst nicht so einfach hin kommt", sagt Sabine Würich, eine der Organisatorinnen vom Verein "Südwestpassage".Und das kommt an: Im vergangenen Jahr waren rund 600 Besucher da und sind vom einen Ort zum anderen gelaufen, um an möglichst vielen Lesungen teilzunehmen. "Damit verändert sich an diesem Abend auch das Stadtbild", sagt Dorothea Walther aus dem Organisationsteam. Es sei schön zu sehen, wie zahlreiche Menschen mit dem Programmheft in der Hand durch die Straßen ziehen. "Das ergibt eine tolle Atmosphäre."
In diesem Jahr wird die Veranstaltung zum ersten Mal von der Lottostiftung mit finanziert. Und auch sonst hat sich einiges geändert. Die Veranstalter haben beispielsweise die Zahl der Leseorte ein wenig minimiert, um die Lesenacht insgesamt übersichtlicher zu gestalten. Dafür haben sie das Programm aber um zwei öffentlichere Punkte erweitert: Im U-Bahnhof Friedrich-Wilhelm-Platz wird eine Schauspielerin Texte von Autoren vorlesen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Auf dem Dürerplatz werden zudem Jugendliche unterschiedlicher Herkunft in szenischen Lesungen Texte von arabisch/muslimischen und jüdischen Autoren vorlesen. Mit den Aktionen soll ein Beitrag zum Themenjahr "Zerstörte Vielfalt" geleistet werden. Mit der Lesung auf dem Dürerplatz wollen die Veranstalter zudem den gewaltsamen Übergriff auf den Rabbiner Daniel Alter thematisieren. Dieser war vor einem Jahr ganz in der Nähe des Platzes überfallen worden.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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