Schatten der Gesellschaft skizziert
Ausstellung und Buch über Obdachlose von Sebastian Lörscher

Hendrikje Klein eröffnete mit Sebastian Lörscher die Ausstellung im Wahlkreisbüro. Sie stellten dabei auch das Buch vor. | Foto:  Bernd Wähner
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„Schatten der Gesellschaft“ ist der Titel der Ausstellung, die Abgeordnetenhausmitglied Hendrikje Klein (Die Linke) in ihrem Wahlkreisbüro an der Alfred-Kowalke-Straße präsentiert.

Zu sehen sind Zeichnungen und Gesprächsnotizen, die in den Wintermonaten 2018/19 im Bahnhof Lichtenberg entstanden. Seinerzeit war er vom Senat zum „Kältebahnhof“ erklärt worden, in dem obdachlose Menschen rund um die Uhr Zuflucht finden konnten. Besuch erhielten sie von Sebastian Lörscher.

Stereotype Vorstellungen

Der Zeichner und Autor war zuvor in der Welt unterwegs. „Ich war in Indien, Haiti, Nigeria und auch in Österreich“, erzählt er. In all diesen Ländern setzte er sich mit seinem Skizzenbuch oder -block auf die Straßen und zeichnete. Dabei kam er stets mit den Menschen in Kontakt, die ihm über die Schulter schauten. „Besonders neugierig waren die Menschen in Indien“, erinnert er sich. Im Ergebnis seiner Reisen entstanden einige Bücher.

Wieder in Berlin überlegte Sebastian Lörscher, sich intensiver vor der eigenen Haustür umzuschauen. „Ich wollte ein Berlin-Buch entstehen lassen. In einem Kapitel sollte es um die obdachlosen Menschen gehen.“ Und mit diesem nicht ganz einfachen Thema wollte er auch seine Arbeit am Buch beginnen. Der 38-Jährige erzählt, dass er immer wieder Obdachlosen mal ein 50-Centstück oder einen Euro gab. Aber ins Gespräch kam er mit keinem. Er hatte so seine stereotypen Vorstellungen, warum Menschen obdachlos sind: Alkohol, Drogen oder keine Lust zum Arbeiten kommen einem da sofort in den Sinn, sagt er.

Geschichten gesammelt

Der Zeichner und Autor wurde im "Kältebahnhof" als vermeintlicher neuer Schlafkumpan mit lautem Hallo begrüßt. Doch Lörscher holte ganz unprätentiös sein Skizzenbuch heraus, setzte sich zu den Obdachlosen und begann zu zeichnen. Natürlich wurden einige neugierig und schon war der Kontakt hergestellt. „Ich sammelte nach und nach nicht nur Zeichnungen, sondern auch Geschichten“, berichtet der Künstler, der an der Kunsthochschule in Weißensee studierte.

Dabei wandelte sich Lörschers Blick auf die Obdachlosen und deren Leben. „Jeder hat unterschiedliche Gründe, warum er auf der Straße lebt“, weiß er heute. „Mir wurde bald klar, dass das nicht nur ein Kapitel, sondern ein ganz eigenes Buch wird.“ Und so entstand „Schatten der Gesellschaft“, das im Jaja Verlag erschien und nun im Buchhandel für 15 Euro erhältlich ist. Es enthält Porträts von 15 Obdachlosen sowie von einer Sozialarbeiterin und einem Sozialarbeiter. Den Titel lieferte ihm übrigens ein Obdachloser namens Uwe. Der sagte zu ihm: "Das ist ganz toll, wie du uns gezeichnet hast. Wir sind da als Schatten zu erkennen. Und das sind wir ja auch für viele."

Das Wahlkreisbüro, Alfred-Kowalke-Straße 14, ist montags 14 bis 18 Uhr, mittwochs 11 bis 15 Uhr und donnerstags 10 bis 15 Uhr geöffnet.

Näheres zum Künstler auf www.sebastian-loerscher.de

Hendrikje Klein eröffnete mit Sebastian Lörscher die Ausstellung im Wahlkreisbüro. Sie stellten dabei auch das Buch vor. | Foto:  Bernd Wähner
Sebastian Lörscher berichtet zur Ausstellungseröffnung, wie die Zeichnungen von Obdachlosen und sein Buch entstanden. Als Gäste lauschten ihm unter anderem die frühere Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) und der Geschäftsführer des Lichtenberger Jobcenters, Lutz Neumann. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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