Wie tickt der Geier?
Tierpark unterstützt Institute bei der Erforschung von Ökosystemen zum Schutz der Umwelt

Sie arbeiten beim Geier-Projekt zusammen: Dr. Jörg Melzheimer (links) vom Leibnitz- IZW und Manuel Sembritzki vom Tierpark Berlin. | Foto:  Leibniz-IZW
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Die Weißrückengeier im Tierpark sind jetzt Teil eines innovativen Forschungsprojekts. Als Aasfresser haben Geier eine Schlüsselfunktion im Ökosystem. Sie tragen maßgeblich zu einem gesunden Kreislauf in der Natur bei. Gleichzeitig gehören Geier zu den am stärksten gefährdeten Vögeln.

Der Tierpark kooperiert nun in einem neuen Projekt mit Experten aus den Bereichen Wildtierökologie, Satellitenkommunikation und Künstliche Intelligenz. Mit Hilfe der Geier im Tierpark werden Sender entwickelt, die völlig neue Einblicke in die Welt der Tiere und ihre natürlichen Lebensräume ermöglichen.

Geier verfügen über außerordentliche Sinnesleistungen und Intelligenz. Aus der Luft können sie einen Kadaver entdecken. So finden sich in freier Wildbahn an einem toten Tier teilweise Hunderte Geier innerhalb kürzester Zeit ein. Die evolutionäre Intelligenz der Tiere soll, gepaart mit Hightech, genutzt werden, um Umweltprobleme zu erkennen und zu lösen.

In freier Wildbahn finden sich an einem toten Tier binnen kurzer Zeit zahlreiche Weißrückengeier ein. Deren Intelligenz soll nun für ein Projekt zur Überwachung von Ökosysteme, zunächst in Afrika, genutzt werden.  | Foto: Jan Zwilling/ Leibniz-IZW
  • In freier Wildbahn finden sich an einem toten Tier binnen kurzer Zeit zahlreiche Weißrückengeier ein. Deren Intelligenz soll nun für ein Projekt zur Überwachung von Ökosysteme, zunächst in Afrika, genutzt werden.
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Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (Fraunhofer IIS) arbeiten seit diesem Jahr in einem ambitionierten Forschungsprojekt zusammen. Das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt geförderte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, eine neue Generation von Tiersendern zu entwickeln, die schnellere und genauere Einblicke in Ökosysteme erlauben. Unverzichtbarer Kooperationspartner ist der Tierpark. Zwei Weißrückengeier tragen dort über einige Monate GPS-Sender, die die Bewegungen der Tiere als Daten sammeln. Eine Kamera zeichnet auf, ob der Geier frisst, döst oder fliegt. Die Kombination aus GPS-Daten und Videoaufnahmen ermöglichen das Training der Künstlichen Intelligenz, die auf den neuen Sendern zum Einsatz kommen wird.

„Wir können in den Videos sekundengenau identifizieren, wann der Vogel welches typische Verhalten zeigt und können diese Stellen somit als Muster in den Bewegungsdaten erkennen“, erklärt Wanja Rast, KI-Spezialist am Leibniz-IZW. „Die Trainingsdaten sind die Grundlage der Künstlichen Intelligenz, welche erstmals direkt auf dem Sender bestimmte Verhaltensmuster erkennt und bewertet.“

Einer der beiden Weißrückengeier wird im Tierpark Berlin von den Forschern mit einem Sender ausgestattet. | Foto: 2022 Tierpark Berlin
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Künftig werden die Wissenschaftler Verhaltensänderung der Geier im natürlichen Lebensraum beinahe in Echtzeit registrieren können. Eine auf der Brust des Geiers befestigte kleine Kamera wird in entscheidenden Momenten Fotos schießen, die wiederum mittels KI ausgewertet werden.

„Mit Hilfe von mit Sendern ausgestatteten Geier in Afrika werden wir aus der Ferne prüfen können, was im Ökosystem vor sich geht. Wir werden somit eine Art Frühwarnsystem für ökologische Veränderungen schaffen“, erklärt Jörg Melzheimer, Projektleiter im Leibniz-IZW. „Die durch die Geier im Tierpark Berlin gesammelten Daten sind unverzichtbar für die Entwicklung der neuen Sendergeneration“, ergänzt Melzheimer.

Im Verlauf des Projekts wird das Team von Leibniz-IZW und Fraunhofer IIS den Prototypen zu einem voll einsatzfähigen Tiersender weiterentwickeln. Dazu wird auch gehören, dass die Sender untereinander kommunizieren können, also einen virtuellen Schwarm bilden, um gemeinsam Unregelmäßigkeiten im Ökosystem zu identifizieren. Die Sender werden exemplarisch für den Einsatz an Geiern im südlichen Afrika konzipiert. Das System lässt später aber auch auf andere Ökosysteme übertragen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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