Genossenschaft in der Wiesenstraße 29 ist Vorzeigeprojekt
Bis 2108, solange wird in dem sechsgeschossigen Baudenkmal der einstigen Druckmaschinenwerke Rotaprint auf jeden Fall gemalt, getanzt, fotografiert oder Musik gemacht. 99 Jahre läuft der Erbbaupachtvertrag mit der gemeinnützigen Edith-Maryon-Stiftung aus Basel, den die Künstlergenossenschaft 2009 nach fast zehn Jahren Kampf um das Atelierhaus schließen konnte. Die Schweizer Stiftung hat auch das benachbarte Rotaprint-Areal in der Gottschedstraße vom Liegenschaftsfonds gekauft und ebenfalls als Kreativstandort gerettet. Durch den Kauf des Hauses sind die Ateliers dauerhaft gesichert. Die Genossenschaft vermietet 30 Ateliers in den Fabriketagen, vom kleinen 15 Quadratmeter großen Malzimmer bis zum 170 Quadratmeter großen Studio, zu günstigen Preisen von rund 6,50 Euro warm pro Quadratmeter. Über 50 Künstler arbeiten in dem Haus, jede freie Fläche ist vermietet. "Wir machen keinen Gewinn, alles wird reinvestiert", sagt der Maler und Genossenschaftsvorstand Jörg Bürkle. Über 600 000 Euro wurden bereits in die Sanierung gesteckt, ausschließlich Geld von den Mieteinnahmen und private Kredite der Künstler oder ihrer Familien.
Ein Drittel der 2600 Quadratmeter großen Gesamtfläche in dem 1957 gebauten Industriegebäude stellt die Genossenschaft internationalen Künstleraustauschprogrammen zur Verfügung. So haben der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Schweizer Kantone Basel, Freiburg, Genf und Zürich sowie die Landis & Gyr Stiftung Gastateliers mit Bett und Küche eingerichtet. Die Genfer Choreografin Lucie Eidenbenz macht zum Beispiel gerade ein Rock-Tanzprojekt in der Wiesenstraße. Die 30-jährige Stipendiatin des sogenannten Artist-in-Residence-Programms vom Kanton Genf ist begeistert von der Zusammenarbeit im Künstlerhaus. "Jeder profitiert von dem Netzwerk und bekommt Hilfe zu allen Fragen", sagt Jörg Bürkle.
Herbert Mondry, Vorsitzender des Berufsverbandes bildender Künstler nannte das erfolgreiche Kunsthaus "ein Vorzeigeprojekt, das auf Kosten der Künstler entstanden ist". Die Künstler sollten sich auf ihre Kunst konzentrieren können. Der Staat müsse Ateliers zur Verfügung stellen. In der Wiesenstraße haben die Künstler den Kampf um die Immobilie nur mit Hilfe einer privaten Stiftung gewonnen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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