Denkmalbehörde berät Kaufinteressenten
120 Jahre alte Geistervilla zu verkaufen

Mit Erkern, Säulen, Zinnen wirkt die alte Villa etwas gruselig.  | Foto: K. Rabe
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  • Mit Erkern, Säulen, Zinnen wirkt die alte Villa etwas gruselig.
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Seit zehn Jahren steht die riesige Villa Noelle in der Winkler Straße 10 leer. Das eindrucksvolle Gebäude mutet wie ein altes Spukschloss an und könnte als Kulisse für einen Horrorfilm dienen. Jetzt steht das imposante Baudenkmal zum Verkauf.

Die alte Villa mit dem verwilderten Garten fällt auf inmitten der schicken Häuser und der gepflegten Gärten im Luxusviertel am Dianasee. Mit den Giebeln, Erkern, Säulen und turmartigen Dachaufbauten erinnert sie an eine alte Burg. Angesichts der dunklen Sandsteinfassade, der zerstörten Fenster und dem Wildwuchs auf dem riesigen Grundstück wirkt das Haus auch einen bisschen gruselig. Der Name „Geistervilla“ wurde dem imposanten Baudenkmal nicht ohne Grund gegeben. Aber so gespenstisch das Haus auch erscheint, gespukt hat es hier nie. Darüber ist zumindest nichts bekannt.

Familienwohnsitz am Dianasee

1901/1902 ließ der Stahlbauunternehmer und Kommerzienrat Ernst Noelle die Villa als Familienwohnsitz bauen. Mit dem Bau beauftragte er den Architekten Hermann Solf, der bereits einige Villen in Grunewald gebaut hatte. 1901 zog Noelle mit seiner Frau und fünf Kindern in das repräsentative Haus ein. Damals war das dazugehörige Grundstück noch 9000 Quadratmeter groß. Es lag direkt am Dianasee und reichte bis zum Hasensprung.

Der 1854 geborene Ernst Noelle wuchs im Ruhrgebiet auf. Später gründete er mit einem Freund die Stahlhandelsfirma „Steffen und Noelle“, die unter anderem den Stahl für den Bau des Funkturms geliefert hatte. Als Grunewalder zeigte sich der Unternehmer sehr großzügig. Er finanzierte die Kirchenfenster für die Grunewaldkirche und spendierte jedes Jahr den Baum für die Weihnachtsgottesdienste. Noelle starb 1916.

Malermeister mit Faible für alte Gebäude

Der nächste bekannte Eigentümer war der Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach. Er kaufte das Haus 1972, sanierte es und dokumentierte dessen Geschichte. Schulz-Ebschbach interessierte sich für alte, geschichtsträchtige Gebäude. Seine Firma war bekannt für ihre kunstvollen Restaurierungen. Unter anderem hat die Malerfirma für den symbolischen Preis eines Preußentalers 1992 das Schloss Sanssouci renoviert.

Leerstand seit 2010

Seit 2010 steht die Villa leer. Sie soll inzwischen der Frau eines reichen russischen Unternehmers gehören – so wird es erzählt. Gemeldet ist allerdings niemand mehr an dieser Adresse. Das teilt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher auf eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Marcel Luthe zur Zukunft der Villa mit. Luthes Anfrage bezieht sich auch auf Denkmalschutz und Erhalt der Bausubstanz. Dazu informiert Lüscher, dass die Villa Noelle am 10. August 1979 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und zwar in ihrer Gesamtheit.

Eine denkmalrechtliche Genehmigung zur Sanierung der Villa Noelle sei 2012 erteilt worden. Das Haus wurde entkernt und sämtliche Versorgungsleitungen entfernt. Dann tat sich nichts mehr. „Die Untere Denkmalschutzbehörde sah in der Vergangenheit in diesem Einzelfall keine Möglichkeit, dem Stillstand der Sanierung zu begegnen“, erklärte die Senatsbaudirektorin. Die schwierige Eigentümerkonstellation ermöglichte keinen Handlungsspielraum.

Gegenwärtig steht das Gebäude zum Verkauf. Potenzielle Interessenten würden von der Unteren Denkmalschutzbehörde beraten, informiert Regula Lüscher. Vielleicht zieht irgendwann wieder Leben in die „Geistervilla“ ein.

Mit Erkern, Säulen, Zinnen wirkt die alte Villa etwas gruselig.  | Foto: K. Rabe
Die sogenannte "Geistervilla" in der Winkler Straße 10 kann gekauft werden.  | Foto: K. Rabe
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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