Initiative „Verkehr Spandau-Süd“ (IVS) klopft Baustellenplanung ab
Entwarnung: Vorerst keine große Baustelle
Die im Vorjahr gegründete Initiative „Verkehr Spandau-Süd“ traf sich kürzlich mit Stadtrat Frank Bewig. Es gab unter anderem Klärungsbedarf aus Sicht der Bürger, wann auf den großen Straßen im Süden Spandaus welche Baustellen realisiert werden.
Denn die Einsicht in die neue vom Bezirksamt veröffentlichte Investitionsplanung für den Tiefbau für den Zeitrahmen 2019 bis 2023 hatte die Bürger stutzig gemacht, wie Wolfgang Lohrer von der Initiative erzählt: „In dieser Planung sind rund ein Dutzend Verkehrsbauprojekte über viele Millionen Euro aufgelistet, die hier im Süden Spandaus stattfinden sollen.“ Kurioserweise stehe dort, dass sowohl auf der Gatower Straße, dem Kladower Damm, dem Ritterfelddamm und der Potsdamer Chaussee Erneuerungen von Straßenabschnitten geplant seien – allesamt sollen laut dem Investitionspapier etwa ab dem Jahr 2022 beginnen und bis zu neun Jahren dauern. „Wenn das so stattfinden würde, bräche hier der Verkehr völlig zusammen“, so Lohrer. Diesbezüglich habe also dringend Klärungsbedarf bestanden – den das Gespräch mit dem Stadtrat am 17. Juni dann auch lieferte. Mit dabei war der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Michael Spiza.
Nicht alle Pläne stehen bereits fest
Es stellte sich heraus: Die in der Planung aufgelisteten Vorhaben sind teils nur fiktive, geschätzte und vorsorglich beantragte Baustellen – die zwar irgendwann kommen werden, aber nicht so wie aufgelistet ab 2022. „Vieles wird frühestens ab 6 bis 7 Jahren angesetzt, was beruhigend ist“, so Wolfgang Lohrer. Zum Hintergrund: Die Realisierung ist mit zahlreichen Risiken verbunden. Diese bestehen bereits in der Planung, und dort hauptsächlich wegen neuer, zum großen Teil noch zu erarbeitender, Regenwasserkonzepte durch die Berliner Wasserbetriebe, in Zusammenarbeit mit den Bezirken, für alle Gebiete Berlins, erklärt Lohrer.
Konkret sei zunächst einmal Folgendes geplant: Die früher schon angekündigte Großbaustelle zur Erneuerung der Gatower Straße zwischen Heerstraße und Weinmeisterhornweg ist in die Zukunft verschoben. Wolfgang Lohrer: „Wir hatten hier kurzfristig eine sehr problematische Baustelle erwartet. Jetzt sagt der Senat: Dieser Bauabschnitt darf nicht entkoppelt werden von der restlichen Erneuerung der Gatower Straße, die erst für frühestens 2026 geplant ist. Hier läuft bis dahin also erst mal nichts.“ Stattdessen werden zwischen Herbst 2019 und Frühjahr 2020 etwas verspätet die bereits angekündigten Erneuerungsarbeiten am Weinmeisterhornweg beginnen, die Bauzeit soll zwei Jahre betragen.
Noch in diesem Jahr
beginnen erste Bauarbeiten
In den Herbstferien 2019 soll darüber hinaus die Fahrbahndecke der Kladower Straße (ab letztem Gebäude) bis zur Landesgrenze nach Potsdam erneuert werden. Hierfür sind zwei Wochen angesetzt mit einer Totalsperrung für alle: Autos, Bus, Fahrradfahrer. Letzte können über den Wald die Baustelle umfahren, der Verkehr soll großflächig über die B2 umgeleitet werden.
Wolfgang Lohrer: „Danach ist das kurzfristig wahrscheinlich realistische Objekt der Neubau des Ritterfelddamms von der Selbitzer Straße, einschließlich der Kreuzung, bis Potsdamer Chaussee. Der Baubeginn wird mit 2021 oder 2022 als wahrscheinlich angesehen. Bauzeit etwa fünf Jahre. Hier hat der Stadtrat die Beteiligung der IVS an der Planung zugesagt. Diese Kreuzung Ritterfelddamm/Selbitzer Straße ist ein neuralgischer Punkt, weil die Straße eng ist und Linksabbieger die Durchfahrt blockieren, weshalb wiederum die Ampelschaltung sehr schnell wieder auf Rot schaltet, was regelmäßig Staus verursacht. „Dieses Nadelöhr soll verschwinden und die Straße dort verbreitert werden.“
IVS kann Bürger
über Vorhaben informieren
Im Nachgang lobt Wolfgang Lohrer die sachliche Gesprächsatmosphäre. Die Bürger fühlen sich als kritische Beobachter ernst genommen, die alle Vorgänge rund um die Verkehrsbaustellen im Süden Spandaus kritisch hinterfragen. Man verstehe sich als ein sachlicher, kompetenter Begleiter des Bezirksamtes in diesen Angelegenheiten. Lohrer: „Wir können den Bezirk nicht nur auf unsinnige Absperrungen durch Baufirmen hinweisen, die es in der Vergangenheit schon gab, oder Baustellen, wo über einen längeren Zeitraum gar nichts hinter den Absperrungen passiert, während die Menschen dort Tag für Tag im Stau stehen und wütend werden.“ Die Initiative habe genügend Sachverstand, um auch zu möglichen Umleitungswegen oder der Gestaltung einzelner Bauabschnitte zu beraten. „Wir können dem Bezirksamt darüber hinaus die wichtige Arbeit abnehmen, dass wir die Bürger über die geplanten Baustellen genau informieren“, so Lohrer weiter.
Das nimmt der Bezirk auch gerne an. Stadtrat Frank Bewig: „Natürlich ist es mit Aufwand verbunden, die unterschiedlichen Ortsteile mit ihren Initiativen in unser Tun mit einzubinden – das macht Arbeit, das ist auch nicht ohne, das nimmt zahlenmäßig auch zu.“ Trotzdem sei es für ihn und seine Mitarbeiter vorteilhaft, so Bewig: „Weil wir die Chance haben, Straßenbauvorhaben mit Multiplikatoren, wie Herrn Lohrer und anderen, durchzugehen.“ Natürlich könne man die Bürger nicht unbedingt in die Lage versetzen, dass sie am Ende wie ein Bauingenieur wissen, wie Straßenbau und damit verbundene Dinge funktionieren, so der Stadtrat. Das Bezirksamt könne aber darlegen, warum bestimmte Planungen so sind wie sie sind.
Eine Veränderung hat die Initiative schon erreicht, ein kleiner Erfolg, wie Lohrer berichtet: Michael Spiza werde zukünftig in Ausschreibungen reinschreiben, dass Baufirmen an beiden Enden der Verkehrsbaustelle ein Schild aufstellen müssen, auf dem steht, was gebaut wird – und vor allem wie lange.
Autor:Corina Niebuhr aus Kreuzberg |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.