Lichtenrade. In der Branche hatte sie einen Ruf wie Donnerhall und in der etwas reiferen Lichtenrader Damenwelt ist Waltraud Becker, heute Wolf, quasi eine Legende. Von 1966 bis 1981 war ihr Damen-Friseursalon mit am Ende 16 Angestellten eine Institution in der Bahnhofstraße. Jetzt ist ein Wiedersehen geplant.
"Wir waren ein tolles Team, glänzten mit dem jeweils neuesten Schrei und waren so ziemlich bei jedem Schaufrisieren vorn dabei", erinnert sich die mittlerweile 75-jährige Friseurmeisterin im Ruhestand. Sie erzählt, dass sie buchstäblich bei Null - "nur mit Kamm und Schere, ohne eine Mark in der Tasche" - und ganz allein angefangen. 15 Lehrlinge hat sie ausgebildet und alle sind auch als Friseurmeisterinnen bei ihr geblieben. "Unser Betriebsklima war perfekt. Bei mir hat nie eine gekündigt und rausgeschmissen habe ich auch keine", so Wolf zur Berliner Woche. Aber, wie so oft im Leben, ging auf dem geschäftlichen Höhepunkt privat alles den Bach runter. Rosenkrieg und Scheidung ruinierten auch den Salon. Anschließend heiratete Waltraud Becker wieder und begann in Ingolstadt/Bayern ein neues Leben. Als ihr Mann vor drei Jahren starb, kehrte sie bald darauf in ihre alte Heimat Lichtenrade zurück. Und wie der Zufall so spielt, traf sie beim vergangenen Wein- und Winzerfest in der Bahnhofstraße ihre ehemalige Mitarbeiterin Ingrid Kühnemann. Das heutige Präsidiumsmitglied der Bezirksverordnetenversammlung gehörte damals zum Becker-Team und war hauptsächlich mit Haare waschen beschäftigt. Die Sozialdemokratin erinnert sich vor allem an "ständigen Zoff" mit Herrn Becker, der wohl eher der CDU zugeneigt war. Trotzdem: "Es war eine prima Zeit, ich war jung und habe echt sehr gern dort gearbeitet", so Kühnemann.
Insgesamt ein Wiedersehen mit Folgen: Nach dem großen Hallo und dem Schwelgen in Erinnerungen kam noch Wolfs Stieftochter Eveline Bade, ebenfalls Friseurmeisterin und einstiges Belegschaftsmitglied, dazu. Da lag schnell die Idee nahe, auch den Rest der einstigen Truppe noch einmal zusammenzutrommeln. Das war zwar nicht unbedingt einfach und hat auch eine Weile gedauert, aber letztendlich konnten fast alle ausfindig gemacht werden. Und alle wollen nun auch der Einladung ihrer früheren Chefin folgen und am Nikolaustag, 6. Dezember, in einem Restaurant nach über 30 Jahren "ganz groß" Wiedersehen feiern.
Horst-Dieter Keitel / hdk
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