Für engen Bürgersteig fühlt sich keiner zuständig

Seit Jahrzehnten fährt Gerda Stalla mit ihrem Rolli im Slalom zum Einkaufen. | Foto: HDK
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Lichtenrade. Im Frühjahr krachte Gerda Stalla in ihrem Rollstuhl gegen eine geöffnete Autotür am Lichtenrader Damm. Als ihr auch noch die Schuld daran zugeschoben wurde, platzte der Frau der Kragen.

Wie die Berliner Woche Mitte des Jahres berichtete, geht es um einen schon vor Jahrzehnten geschaffenen, aber erst jetzt wirklich wahrgenommenen Engpass am Lichtenrader Damm, gleichsam Bundesstraße 96. Dort, an der Ecke Goethestraße, endet der in normaler Breite und üblicher Art befestigte Geh- und Radweg in südliche Richtung und geht erst an der Grimmstraße wie gehabt weiter. Das etwa 600 Meter lange Zwischenstück bietet eine völlig andere Situation: Ein schlicht mit Bitumen befestigter Weg, knapp zweieinhalb Meter. Wo Bäume stehen ist er sogar nur einen Meter breit. Auf der einen Seite parkende Autos und der vorbeirauschende Verkehr, auf der anderen Seite Bäume oder Zäune und Sträucher - Ausweichmöglichkeit auf weiten Strecken gleich null. Das ginge ja vielleicht noch. Aber was eigentlich gar nicht sein dürfte: Auf diesem an sich schon engen Fuß- und Radweg stehen auch noch wie Perlen auf die Kette gereiht Laternenmasten. Fast genau in der Mitte des Weges und im Abstand von jeweils etwa 30 Metern, sodass sogar Fußgänger Slalom laufen müssen. Radler, Kinderwagen und Rollifahrer sowieso. Und wenn sich diese auch noch entgegenkommen, wird’s richtig eng.

Und nun kommt Gerda Stalla und bohrt in dieser Straßenbausünde wie in einer offenen Wunde. Sie gibt keine Ruhe und traktiert seit ihrem Crash mit der Autotür (das Verfahren, in dem sie als Unfallverursacherin beschuldigt wird, ist noch nicht abgeschlossen) Ämter, Behörden und Versicherungen mit einer Straßensituation, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte. Und ganz nebenbei hat sie damit auch noch eine Schwarze-Peter-Partie der Verantwortungs- und Zuständigkeitsträger aufgedeckt.

Um es kurz zu machen: Der Bezirk schiebt die Zuständigkeit zum Senat, der schiebt sie wieder an den Bezirk zurück, der wieder zurück an den Senat. Als das nichts bringt, wendet sich Stalla an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, "ist ja schließlich eine Bundesstraße", denkt sie und liegt wieder falsch. Das Ministerium verweist wieder auf den Senat und der wieder auf den Bezirk.

Letzter Stand der Dinge bei Redaktionsschluss war ein Brief der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, im dem Gerda Stalla mitgeteilt wird, dass die Voraussetzung für eine wesentliche Änderung der Situation der "Verzicht auf die dortigen Parkmöglichkeiten" wäre und die Zuständigkeit für den ruhenden Verkehr beim Bezirksamt läge.

Wir werden Sie, liebe Leser, auf dem Laufenden halten und berichten, wer am Schluss den Schwarzen Peter behalten darf. Nach Lage der Dinge ist das vermutlich Gerda Stalla.

Horst-Dieter Keitel / hdk
Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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