Wolfgang Spranger hilft immer, wenn Not am Mann ist
Um sein Engagement halbwegs nachvollziehen zu können, um zu erkennen, aus welchem Holz dieser Mann geschnitzt ist, müsste man vielleicht ein halbes Jahr vor Kriegsende, im Oktober 1944, zum Beispiel in Chemnitz geboren und im zertrümmerten Berlin aufgewachsen sein - das prägt. Der Betroffene bringt es in einem Satz unter. "Möchte mal sehen, wie es hier heute aussehen würde, wenn damals alle auf ein Wunder gewartet, statt in die Hände gespuckt, die Trümmer weggeräumt hätten", sagt Spranger. Diese Art Denke beziehungsweise die Schlussfolgerung ist einer dieser berühmten roten Fäden, der sich durch das Leben des gelernten Autoschlossers und bodenständigen, gutmütigen sowie geselligen Familienmenschen zieht und offenbar nicht abreißt. Es ging schon in der Schule los, wenn an Wandertagen ein Freiwilliger den Erste-Hilfe-Kasten mitschleppen durfte. Der gestandene Ehemann, Vater zweier Töchter und stolzer Opa von zwei Enkelkindern, erzählt nicht ohne Humor, dass, wenn es in seinem Umfeld irgendwo einen Missstand zu beheben oder liegende Arbeiten zu erledigen gäbe, er im Grunde überhaupt nicht anders könne, als die Sache ohne großes Aufheben selbst in die Hand zu nehmen. "Spätestens dann, wenn ich zum zweiten Mal dran vorbeikomme und ahne, da tut sich durch allgemeines Weggucken auch bis zum dritten Mal nichts", sagt er.
Ansonsten hält Spranger sein Engagement weniger für eine Frage der Ehre, wie es der Ehrenamtsbegriff nahe legt, sondern viel mehr für eine zwingende Notwendigkeit. Und die fängt gleich in der öffentlichen Grünanlage direkt vor seiner Haustür an: Regelmäßig mäht er den Rasen, schneidet die Hecken, zupft das Unkraut und tut, was es sonst noch zu tun gibt. Zwar wäre das die originäre Aufgabe des Bezirksamts, aber Wolfgang Spranger wartet eben nicht auf Wunder.
Wunderbar schmeckt dafür nach getaner Arbeit die eine oder andere frisch gezapfte Molle und zum Nachspülen manchmal auch noch ein Körnchen. Mittlerweile wird der beneidenswert rüstige Rentner oft gefragt beziehungsweise um Hilfe gebeten. Insbesondere wenn es sich um handwerkliches Können, einen Transport, Hilfe bei Veranstaltungen, um Natur- und Umweltfragen handelt oder sonst irgendwie Not am Mann ist. Und weil er so schlecht "nein" sagen kann, sagt er meistens "ja" und am Ende sind alle zufrieden.
Beispielsweise braucht ein gemeinnütziger Buchladen ein neues Regal, Spranger baut es. Beim Grünkohlessen für den guten Zweck fehlt ein Kartoffelschäler, Spranger springt ein. Die Kita wünscht sich einen neuen Anstrich, Spranger greift zum Pinsel. Solche Beispiele ließen sich beliebig fortführen. Dabei sind sie aber eigentlich nur der kleinere Teil seines großen sozialen Engagements. Der große gilt dem Volkspark Lichtenrade. Spranger ist Vorsitzender des Trägervereins, der 1979 in einem nachbarschaftlichen Kraftakt den gesamten Park quasi aus dem Nichts aufgeforstet hat und bis heute in eigener Regie bewirtschaftet. Dass Paradebeispiel für gesellschaftlich relevantes Engagement überhaupt.
Aber neben all diesen großartigen und mitmenschlich wertvollen Aktivitäten guckt immer wieder auch noch der kleine Junge raus und packt seine große Garteneisenbahn aus. Einige etwa gleichaltrige Spielkameraden gibts in der Lichtenrader Nachbarschaft schließlich auch.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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