Vor 75 Jahren wurde der Mahlsdorfer Künstler Walter Reissner nach Auschwitz deportiert
Der jüdische Künstler Walter Reissner wurde Anfang März 1943 nach Auschwitz deportiert. Daran erinnert seit 2008 ein sogenannter Stolperstein vor seinem ehemaligen Grundstück am Eichenhofweg 9 in Mahlsdorf-Süd.
Als er am 4. März vor 75 Jahren von der Gestapo abgeholt wurde, war er gerade beim Mittagessen. Er gab seiner Nachbarin die Wohnungsschlüssel und sagte, er käme bald zurück. Seinen halb gegessenen Teller Suppe ließ er auf der Anrichte stehen. Am selben Tag wurden weitere zwölf Juden aus Mahlsdorf und Kaulsdorf nach Auschwitz deportiert.
Schülern des Otto-Nagel-Gymnasiums rissen Reissner vor gut zehn Jahren aus der Vergessenheit. Sie recherchierten Biografisches über den Maler und Bildhauer und gaben den Anstoß, mit einem Stolperstein an ihn zu erinnern. Die Verlegung übernahm der Künstler Gunter Demnig im Mai 2008. Auf der an einen Betonwürfel gegossenen Messingplatte in der Größe von rund zehn mal zehn Zentimetern stehen die wichtigsten Lebensdaten von Walter Reissner (1879-1943). Der genaue Todestag ist nicht bekannt.
Ohnehin ist übe das Schaffen und Leben des jüdischen Künstlers wenig bekannt. Er wurde 1879 in Berlin als Sohn eines Kaufmanns geboren. Die Eltern besaßen Anteile an einer Tuchfabrik in Guben. Im Ersten Weltkrieg wurde Reissner als Soldat schwer verwundet und verlor ein Bein. Nachbarn berichteten später von seiner patriotischen Einstellung. An dieser hielt er auch fest, als die Nazis die Judenverfolgung begannen.
Ab 1922 lebte der Maler und Bildhauer zusammen mit seiner Frau Antonia in Mahlsdorf. Sie starb 1934. Reissner verblieb in dem Haus, vermietete aber die obere Etage an eine ältere Künstlerin.
Von Walter Reissners künstlerischem Werken existieren, soweit bekannt, nur noch zwei Bilder, ein Selbstporträt und ein Landschaftsgemälde aus dem Jahr 1928, das Dubrovnik zeigt. Diese befinden sich im Besitz von Nachfahren seines Bruders William, die in den USA leben.
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