Kein Platz für Hundefreunde?
Der MV Berolina bangt um sein Vereinsgelände an der Arnimstraße
Agility und Hoopers heißen Hundesportarten, bei denen es nicht zuletzt auf ein gutes Verständnis zwischen Mensch und Tier ankommt. Solche Trainingsangebote erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Der MV Berolina ermöglicht an der Arnimstraße in Neu-Hohenschönhausen Hundesport auf dem Parcours, er richtet dort sogar Turniere aus. Wie lange noch, ist aber unklar. Das Vereinsgelände soll einem Park weichen.
„Hundesportplatz MV Berolina“ ist auf einem Schildchen draußen am Zaun zu lesen, das MV steht für Mitgliederverein. Darin sind aktuell 38 Frauen und Männer organisiert, die wenigsten wohnen gleich ums Eck. Für alle aber ist das Grundstück zwischen Arnimstraße und Bahntrasse sehr viel mehr als nur eine Hundeauslauffläche. „Man ist hier nie allein“, erzählt Maria Pitzschke, die samt Hündin Elli fast täglich aus dem Weitlingkiez anreist. „Du kannst immer mit jemandem reden, wir essen oft noch zusammen, wir feiern Weihnachts- und Sommerfeste. Es geht eben nicht nur ums Trainieren – zu uns kommen sogar Leute ohne Hund, weil sie‘s so nett finden.“
Sebastian Herrmann lebt als einer der wenigen in der direkten Nachbarschaft – was praktisch ist, weil er beim Renovieren des Vereinsheims ebenso schnell mal zupacken kann, wie bei der Pflege des weitläufigen Areals. „Das dauert, den Rasen zu mähen“, seufzt der Hundefreund. „Ich mach’s trotzdem gern.“ Neumitglied Simone Schulze meldet sich mit dem Geständnis zu Wort, dass sie eigentlich gar kein Vereinstyp ist. „Aber hier sind alle echt locker und freundlich, ich hab mich sofort wohl gefühlt.“ So ist sie immer häufiger mit ihren Vierbeinern auf dem Platz anzutreffen.
Alle Arbeit umsonst?
„Im Prinzip haben wir hier eine soziale Begegnungsstätte“, fasst es Juliette Höhne zusammen. Die Vereinsvorsitzende engagiert sich seit 2011 im MV Berolina. In dieser Zeit hat sich der Hundesportverein nicht nur zum erfolgreichen Ausrichter von Seminaren, Schulungen und Wettkämpfen gemausert. Vor ihrem Antritt hatte der 1932 gegründete Zusammenschluss kaum mehr als ein Dutzend Mitglieder und ein zwar 6000 Quadratmeter großes, aber ziemlich vernachlässigtes Vereinsgelände. „Wir haben so viel Energie und Herzblut in den Platz gesteckt“, erzählt die Brandenburgerin. „Wir haben alles auf Vordermann gebracht, haben das Vereinsheim umgebaut, uns einen Namen in der Hundesportszene gemacht und gut besuchte Turniere organisiert.“
Soll das alles umsonst gewesen sein? Diese Frage stellen sich die Hundefreunde zurzeit. Im November haben sie erfahren, dass das Bezirksamt für das landeseigene Grundstück ein Bebauungsplanverfahren in die Wege geleitet hat. Betroffen ist nicht nur der Hundeplatz, sondern auch ein angrenzendes, mit privaten Garagen bebautes Gelände. Der sogenannte Aufstellungsbeschluss für den B-Plan 11-169 bezieht die Grundstücke zwischen der Arnimstraße 28 und den Schienen nordwestlich des S-Bahnhofs Gehrenseestraße ein.
Der Platz schrumpft
Als Ausgleich für den umfangreichen Wohnungsbau in der Nähe – etwa in der Detlev- und Gehrenseestraße – soll dort eine öffentliche Parkanlage samt Spielplatz entstehen. Im Text heißt es zudem, dass angesichts des Wohnraumbedarfs auf einem Teil des Areals auch ein Neubauprojekt infrage komme. Der Bezirksamtsbeschluss vom November bildet zwar nur den Auftakt eines langwierigen, in aller Regel mehrere Jahre dauernden Prozederes. Die Hundefreunde sind trotzdem alarmiert: „Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg“, sagt Juliette Höhne. Denn obgleich im Papier die Rede davon ist, dass für den ansässigen Hundesportverein eine (andere) geeignete Fläche gefunden werden sollte, will niemand so recht daran glauben.
„Wie soll das denn gehen?“, fragt Maria Pitzschke. „Es gibt doch immer weniger Hundeplätze in der Stadt, die gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind.“ Der Beschluss spricht außerdem nur von einem Auslaufplatz, was dem MV Berolina schon rein räumlich nicht genügt – da sind sich alle einig. „Für ein vernünftiges Training und für unsere Turniere brauchen wir ein so großes Grundstück“, erklärt die Vorsitzende.
Noch nichts entschieden
Laut Lichtenbergs Stadträtin für Stadtentwicklung Birgit Monteiro (SPD) ist noch nicht entschieden, wie groß die neuen Grünflächen an der Arnimstraße tatsächlich einmal werden sollen. Das Bezirksamt habe den Aufstellungsbeschluss zum B-Plan im Ergebnis der Bedarfsanmeldungen und in Umsetzung der Senatsziele zum Wohnungsbau gefasst, teilt sie auf Nachfrage mit. „Wir stehen also bei dem Planverfahren noch ganz am Anfang.“ Auch sämtliche Beteiligungsschritte müssten noch absolviert werden. Frühestens in zwei Jahren sei eine verbindliche Entscheidung zu erwarten. Die Stadträtin kann sich aber vorstellen, dass es eine Alternative für den MV Berolina geben könnte. „Möglicherweise sind Kombivarianten mit dem Verein denkbar.“
Für die Hundefreunde steht fest, dass sie um ihren Platz kämpfen werden – so, wie er ist. Sie wollen sich an die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung wenden. Denn die müssen einem Bebauungsplan mehrheitlich zustimmen, bevor er in die Tat umgesetzt wird.
Infos über den Verein gibt es unter https://mvberolina.jimdofree.com/
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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