Asyl für zensierte Kunst: Gregor Gysi zeigt die aus dem Rathaus verbannten Bilder

Gregor Gysi im Gespräch mit Kulturjournalisten Max Moor, der privat vorbeischaute. | Foto: Ralf Drescher
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Niederschöneweide. Gregor Gysi ist ein Politiker mit einem Herz für Kunst. Jetzt hat er den von Kulturstadträtin Cornelia Flader (CDU) aus dem Köpenicker Rathaus verbannten Fotos eine Heimat auf Zeit gegeben.

Rund 40 Bilder, darunter vier Aktaufnahmen, sind jetzt in Gysis Wahlkreisbüro in der Schöneweider Brückenstraße 28 zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung war das Bürgerbüro gerammelt voll. Neben Vertretern der ausstellenden Fotoklubs war das Präsidium der Gesellschaft für Fotografie vertreten. Für das Bezirksamt schaute der stellvertretende Bürgermeister Gernot Klemm (Die Linke) vorbei. Ebenfalls gesichtet wurde der frühere Kulturstadtrat Svend Simdorn. „Auch in meiner Amtszeit gab es im Jahr 2010 den Versuch, das Zeigen von Aktfotos zu verhindern. Das war mir aber zu blöd, ich habe mich darauf nicht eingelassen“, erzählt Simdorn am Rand der Eröffnung. Die Mitarbeiterin ging daraufhin zur Bürgermeisterin, die dann die Bilder entfernen ließ.

Zur feierlichen Eröffnung sind die vier Aktfotos verhängt. „Hinter welchem Vorhang ist denn das besonders Schlimme?“, fragt ein sichtlich gut gelaunter Hausherr und zieht die Sichtblende vom Bild.

„Ich weiß, das es mehr oder weniger prüde Menschen gibt. Wenn man ein Amt ausübt, darf man seine Prüderie aber nicht zum Maßstab für die Öffentlichkeit machen. Ich möchte, das wenigstens ein Teil der Bilder im Bezirk gezeigt werden kann“, sagt Gregor Gysi zu seinen Motiven.

Weil das Kulturamt auf Weisung von Stadträtin Flader gefordert hatte, die Bilder der juryfreien Ausstellung "Foto Klub Forum" vorab zu begutachten, war die seit über 20 Jahren im Köpenicker Rathaus gezeigt Schau erstmalig ausgefallen. Jetzt gibt es Bemühungen, die komplette Ausstellung im Lichtenberger Rathaus zu zeigen, Gespräche zwischen Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und der Gesellschaft für Fotografie laufen bereits.

Wer sehen will, was er nach Auffassung von Kulturstadträtin Cornelia Flader nicht sehen sollte, kann das bis zum 30. Juni in der Brückenstraße 28 (Nähe S-Bahnhof Schöneweide) tun. Geöffnet ist Montag und Mittwoch von 13 bis 16.30 Uhr. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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